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München

Die TZ zieht im Artikel “Vandalismus immer schlimmer” Resumee. In München, so die TZ, belaufen sich die Schäden bei der S-Bahn aktuell auf 640 000 Euro, bei der Münchener U-Bahn, Tram und Bus im vergangenen Jahr auf 2,3 Millionen Euro. Mehr im Artikel von Johannes Welte von der TZ.

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Vandalismus immer schlimmer

München – Sie beschmieren Wände mit ihren Sprüchen, sie besprühen Züge mit Farbe oder demolieren Rolltreppen und Aufzüge. Die einen nennen sie Vandalen, für viele sind sie schlichtweg Kriminelle.

Eins jedenfalls ist klar: Sie werden immer mehr – und ihre Zerstörungswut immer größer. Im vergangenen Jahr erreichten die Vandalismus-Schäden alleine bei U-Bahn, Tram und Bus 2,3 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2002 ist das ein Anstieg um 20 Prozent. Und wer muss es bezahlen? Die Fahrgäste!

Die Vandalen kommen – vor allem die U-Bahnzüge werden beschmiert, innen wie außen. Auch Aufkleber sorgen für Schäden, von zerkratzten Scheiben ganz zu schweigen. Die Täter – sie werden nur selten geschnappt. „Im vergangenen Jahr stellte die MVG 1700 Strafanträge, gut 170 mehr als 2007. Letztlich konnten 357 Delikte aufgeklärt werden, die von 399 Tätern begangen wurden“, erklärt MVG-Sprecherin Bettina Hess. Übrigens: Der jüngste Täter war gerade einmal 11 Jahre alt. Die MVG lassen die Schmierereien in ihren Zügen und Bahnhöfen schnell entfernen, denn eine beschmierte Wand zieht schnell den nächsten Sprayer an. Die Kosten für die Schäden gehen in die Fahrpreiskalkulation ein – was heißt: Der MVG-Kunde muss für die Schäden aufkommen.

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Bei der S-Bahn sieht es nicht besser aus: Graffiti sorgen alleine an und in den Zügen für 353 000 Euro Schaden, Glasbruch für 120 000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Vandalismus-Schäden auf 640 000 Euro. Von den ausfallenden Zügen ganz zu schweigen: „Für die Reinigung eines S-Bahnwagens benötigen zwei bis drei Fachkräfte einen ganzen Arbeitstag“, erklärt Jens Puls, Leiter der Konzernsicherheit der Deutschen Bahn. „Die Volllackierung eines Wagens kostet bis zu 150 000 Euro und dauert rund sieben Tage.“ So lange fehlt der Waggon, die Fahrgäste müssen in den anderen enger zusammen rücken. So erstattete die Bahn 2007 rund 22 000 Strafanzeigen gegen Sprayer und 24 000 gegen weitere Vandalen. Der Schaden beträgt rund 50 Millionen Euro.

Die Stadt ist wegen der Chaoten verzweifelt, die Polizei führt mittlerweile gar keine Statistik mehr. Zu viel wird gekritzelt, zu selten können Täter gefasst werden. Und: In München gibt es eine Vereinbarung zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und dem von der Stadt München beauftragten Verein Brücke e.V.: Die überführten Sprayer sollen nicht strafrechtlich belangt und durch hohe Regressforderungen belastet werden. Vielmehr sollen sie putzen! So müssen ertappte Jugendliche schon mal zum Schrubber greifen, um in einer Bahnunterführung Graffiti zu entfernen.

Ob das abschreckt? Die Bahn wehrt sich aktiv gegen die Sprayer: So werden die Abstellbahnhöfe nachts hell beleuchtet, der Sicherheitsdienst geht Streife. Auch mit Videokameras geht die Bahn auf Vandalen-Jagd – unterstützt von der Bundespolizei. Wer erwischt wird, muss hier mit harten Strafen rechnen: „Grundsätzlich leitet die Bahn bei jedem Graffiti- und Vandalismusdelikt ein strafrechtliches Verfahren ein.“ Die Forderung nach Schadensersatz bliebe 30 Jahre nach der Verurteilung eines Täter bestehen, In schweren Fällen landeten die Sprayer bis zu fünf Jahre im Knast.

Auch die MVG setzen auf mehr Bewachung – durch Videokameras und die U-Bahnwache. Wenn ein Sprayer erwischt wird, wird hier auf die Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfe-Projekt ProGram gebaut – bei dem die Täter den angerichteten Schaden durch Reinigungsarbeiten in den Werkstätten begleichen sollen.

Johannes Welte

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Artikel und Fotos: TZ.online.de