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Stroke Interview

Zeitjung hat sich mit Yaneq Marco Schwalbe unterhalten, einer der Organisatoren der Stroke Messe welche im Mai in die zweite Runde geht

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Zeitjung sprach im Zuge einer Vorausstellung zur Stroke.02 mit Marco Schwalbe, einem der Gründer derGaleristen-Vereinigung ID.G, über die ‘wohl erste Kunstbewegung in der nationale Grenzen oder kulturelle Unterschiede keine Rolle mehr spielen’.

ZJ: Wie kam die Idee zur Stroke-Messe?

MS: Der Anlass war eine Gastausstellung ‘Kunst im Tresor’ am 05. und 06. Mai 2009 bei der mehr als 1400 Besucher waren (Zeitjung berichtete). Die ID.G ist eine Galeristenvereinigung, die das Ziel verfolgt, eine Ausstellung in größerem Umfang zu organisieren als es in üblichen Galerien der Fall ist. Nach dem erstaunlichen Erfolg kam dann gleich die Idee zur Stroke.01 – innerhalb von 3 Monaten haben wir ein Konzept herausgearbeitet und dank guter Kontakte die ehemaligen BMW Niederlassung in der Dachauerstraße als ideale Location gefunden. Vom 29.10. bis 31.10.09 fand die Stroke.01 mit ca. 30-35 Galeristen und Künstlern aus ganz Deutschland aber auch aus Italien, Frankreich und Spanien statt. Mit etwa 7.000 Besuchern war es ein fulminanter Erfolg, so dass wir weiterplanen konnten.

ZJ: Wie kam die Galeristenvereinigung zustande?

MS: Die Idee dazu kam vor circa eineinhalb Jahren von einer Gruppe von vier oder fünf Berliner Urban Art Galeristen mit dem gemeinsamen Sinn nach internationaler Ausweitung. Da wir keine Konkurrenz füreinander darstellten, weil jeder Künstler aus verschiedenen Stilrichtungen ausstellte, hatten wir spätestens nach dem ArtForum im Herbst 2008 in Berlin die Idee eine eigene, ‘Urban Art’ Kunstmesse zu organisieren. Da mein Bruder seit längerer Zeit in München wohnt war es relativ einfach den Sprung zu wagen und in München die erste Gastausstellung zu organisieren.

ZJ: Warum fand die Stroke.01 hier in München statt und nicht in Berlin?

MS: Berlin ist ohne Zweifel ein kultureller Schmelztiegel, doch wenn man die Städte vergleicht, findet man in Berlin schon eine Art Übersättigung an Urban Art. Die ganze Stadt ist voll davon, deshalb ist es schwierig, trotz vorhandener Energie und Enthusiasmus entsprechende Interessenten in Galerien zu locken. In München ist die Aktivierung des Klientels leichter, da die ganze urbane Subkultur viel mehr miteinander verknüpft ist. Das liegt schon allein daran, dass in Berlin drei- oder viermal soviel Menschen wohnen wie hier.

ZJ: Dein Statement zu Street Art in Galerien?

MS: Man hätte eigentlich schon vor 5 Jahren damit anfangen sollen Urban Art in die Galerien zu holen. Beispielsweise die Graffiti Bewegung in den 80ern hat sich deshalb nur so kurz in den Galerien wiedergefunden, weil es schwierig war, das Publikum dafür zu finden, weshalb sie schnell als Kunst aberkannt wurde. Heute haben wir ganz andere Möglichkeiten, besonders über Online – Netzwerke können wir nahezu weltweit ein breites Klientel auf unsere Künstler aufmerksam machen.

ZJ: Deine Meinung zu den Urban Artists im Vergleich zur akademischen Kunst?

MS: Etwa 80% aller Künstler, die bei der Stroke.01 ausgestellt haben, sind ohne akademischen Abschluss. Einige kommen aus dem Bereich Grafikdesign, haben Kommunikationswissenschaften studiert oder sind einfach verdammt kreativ. Zeichnen lernen kann jeder, aber Einfallsreichtum, Kreativität und den Willen es umzusetzen kann man nicht üben. Das Problem mit den Akademien ist ja bekannt, als Künstler bist du oft sehr abhängig vom jeweiligen Professor und wirst schnell aberkannt wenn du einen eigenen, freien Stil entwickelst der demjenigen nicht gefällt. Es gibt bei einigen unserer Künstlern einen Trend zur Avantgarde, z.B. ein Animationsstudent, gerade Anfang 20, der eigentlich aus der Graffiti Ecke kommt, macht Filme, mischt Elemente und Techniken und lässt sich aus vielen Bereichen inspirieren.

ZJ: Ihr habt erst kürzlich eine definitive Location für die Stroke.02 gefunden – wieviele teilnehmende Künstler und Galeristen werden diesmal erwartet?

MS: Die Stroke.02 wird vom 27.05. – 30.05.2010 in der ehemaligen Landeszentralbank im Sederanger/Tucherpark stattfinden, dieselbe Location wie bei der Ausstellung ‘Kunst im Tresor’. Auf 14.000 qm werden Galeristen aus ganz Europa und diesmal auch aus Übersee ausstellen – Honeycomb stellt Künstler aus New York und Buenos Aires. Es wird Livepaintings geben, DJ’s und gastronomische Unterstützung. Wir erwarten etwa 50-60 Teilnehmer, allerdings ist es noch schwer zu prognostizieren, da die Anmeldung erst Mitte Februar losgeht und bis Anfang Mai läuft.

ZJ: Wer kann bei der Stroke.02 ausstellen?

MS: Jeder der sich als Vertreter einer Urban Art Ausrichtung sieht, einige Werke vorzeigen kann und engagiert ist, seine Kunst an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Teilnahmegebühr von 350 € ist ein sehr geringer Unkostenbeitrag – dafür bieten wir eine riesige Ausstellungsfläche in einer Top Location, im Rahmen einer professionellen Organisation, gute Pressearbeit, sowie die Chance für den Künstler sein Netzwerk zu erweitern.

ZJ: Welche Zukunftsprognosen hast du für ID.G und die Stroke.0X?

MS: Wir planen einen Haufen Extraveranstaltungen wie zB. diese Sonderausstellung, die momentan in der Baaderstraße 7 stattfindet (Zeitjung berichtet) oder Kino, digitale Ausstellungen, u.a. – auf jeden Fall soll es ein Mal jährlich eine Veranstaltung in München geben, gerne aber auch in Berlin (da dort doch noch ein anderer ‘Sexyness-Faktor’ herrscht) oder in anderen europäischen Metropolen. Die Zielsetzung geht weit, allerdings ist das auch eine finanzielle Frage. Momentan sind wir verstärkt auf der Suche nach Sponsoren, da wir uns bisher nur über die Gastronomie während der Veranstaltungen finanzieren konnten. Dank der vielen Besucher konnten wir die immensen Ausgaben wieder einigermaßen neutralisieren, doch um weitermachen zu können, sind wir auf Subventionen angewiesen.

Interview: Hannah Erbrich / Zeitjung
Stroke02: Link