Archiv

Düsseldorf einwandfrei

Wie die RP berichtet können nun jugendliche “Ersttäter” In Düsseldorf einer Strafe entgehen, wenn Sie bereit sind ihre Sprüherein selbst zu entfernen. Das Vorbild des Schlichtungsprojekts liefert München. Mehr über das Pilotprojekt “Düsseldorf einwandfrei” – Sprüher sollen putzen, nach dem Jump

Jugendliche Ersttäter können einer Verurteilung entgehen, wenn sie ihre Schmierereien selbst entfernen. Staatsanwaltschaft, die Stadt und der Jugendring starten mit Partnern ein Pilotprojekt. Vorbild ist die Stadt München, die damit Erfolge im Kampf gegen Graffiti feiert.

Staatsanwaltschaft, Stadt und Jugendring beschreiten mit mehreren Partnern neue Wege bei der Bekämpfung von Graffiti. In Kürze startet sie mit einem Schlichtungsprojekt. Es sieht vor, dass Jugendliche, die beim Sprayen erwischt oder später überführt werden, ihr Graffito selber wieder beseitigen. Dann verzichtet die Staatsanwaltschaft darauf, gegen die 14- bis 21-Jährigen Verfahren vor Gericht einzuleiten. Das Projekt “Düsseldorf einwandfrei” richtet sich ausschließlich an Ersttäter.

Vorbild ist das Projekt ProGram (Projekt Graffiti München), das in der bayerischen Metropole seit einigen Jahren erfolgreich läuft. “Es wurde dort wissenschaftlich begleitet. Und es zeigt sich: Ersttäter, die am eigenen Leib erfahren, wie anstrengend es ist, ein Graffito zu entfernen, lassen die Finger vom Sprayen”, sagt Dennis Kollien. Er koordiniert beim Jugendring das neue Projekt. Kollien hat zwei Wochen in München hospitiert und ProGram beobachtet.

500 Anzeigen jedes Jahr

Seine Stelle beim Jugendring hat die Stadt eigens geschaffen. 100 000 Euro waren bereits im vergangenen Jahr für das Projekt in den städtischen Haushalt eingestellt worden. Kollien rechnet damit, dass in Kürze die ersten Schäden von Jugendlichen beseitigt werden können. Bisher sei es darum gegangen, mit den Beteiligten das Vorgehen zu besprechen.

Wegen Graffiti gehen jedes Jahr rund 500 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft ein. Deshalb hat die Ermittlungsbehörde nicht gezögert mitzumachen, als die Idee für “Düsseldorf einwandrei” konkret wurde. “Je nach Situation kann es als Strafe sinnvoll sein, dass die Jugendlichen den angerichteten Schaden beheben müssen”, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken, im vergangenen Jahr, nachdem der Ordnungs- und Verkehrsausschuss das Pilotprojekt beschlossen hatte.

Die Junge Union (JU) hatte die Entscheidung begrüßt, Verfahren gegen Graffiti-Sprüher einzustellen, wenn diese Arbeitsstunden leisten und die Schmierereien entfernen. Zugleich schlug sie vor, das Sprühen auf so genannten “Düssel Walls” zu legalisieren. Die Stadt solle Flächen zur Verfügung stellen. Nach RP-Informationen werden Vorschläge im Rathaus erarbeitet.

Die Stadtwerke haben ein vergleichbares Projekt bereits initiiert. “Graffiti zu benutzen, um Graffiti zu bekämpfen”, ist dabei der Gedanke. Mit dem Graffiti-Künstler Peter Norf ist das erste künstlerisch gestaltete zehn Meter lange, zwei Meter hohe Transformatorenhaus Düsseldorfs entstanden. Die Stadtwerke erhoffen sich dadurch, die Verschmutzung durch illegale Sprayer einzudämmen. Norf meint, dass Graffiti “zu Recht” in den vergangenen Jahren durch Vandalismus in Verruf geraten sei. Nun muss abgewartet werden, ob der Ehrenkodex der Graffiti-Szene vor Vandalismus schützt.

Der Kodex besagt, dass die Sprayer Respekt vor künstlerischen Leistungen anderer haben und Straßenkunst nicht mit eigenen Bildern oder Zeichen übersprühen. Die Stadtwerke hoffen, in Absprache mit der Stadt weitere Projekte dieser Art in Auftrag geben zu können.