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BERLIN – Graffiti-Atlas 2011


Der Prenzlauer Berg mit den meisten Graffiti-Anzeigen, Neukölln mit dem größten Anzeigenzuwachs in 2011 und Niederschöneweide muss die “traurigsten” Hausbesitzer beklagen. Graffiti auf Zügen macht angeblich etwa 15% der Graffiti-Anzeigen aus, wird aber in der Statistik nicht erfasst. Sicherlich nicht allzu repräsentativ aber trotzdem interessanter Bericht aus der Hauptstadt nach dem Jump!

Die Polizei sieht einen allgemeinen Rückgang von Graffiti in Berlin seit 2006, vor allem im Osten der Stadt. Insgesamt gab es 11352 Anzeigen (2006: 14870). Ganz weit vorn in der Statistik, die Stadtteile Prenzlauer Berg (757 Anzeigen), Friedrichshain (652), Mitte (611), Kreuzberg (529) und Neukölln (446).

Die unglücklichsten Hausbesitzer leben, glaubt man dem Bericht, in Niederschöneweide, wo die nur 10.000 Einwohner ganze 93 Mal Graffitifälle anzeigten. Das heißt, dreimal häufiger als im Berliner Durchschnitt. Allerdings sollte bedacht werden, dass dort der „Anteil politisch motivierter Graffiti-Taten rund viermal so hoch wie in Berlin insgesamt“ ist.
Als zeitweise Graffiti-Schwerpunkte werden darüber hinaus genannt: Rummelsburg, Gesundbrunnen, Tiergarten, Frohnau, Alt-Treptow, Märkisches Viertel, Gropiusstadt, Mariendorf.

Die Interpretationen der Polizei sind Geschmackssache. Man kann sagen: Der allgemeine Trend hat sich bestätigt, dass Graffiti aus den traditionellen Hochburgen Mitte und Prenzlauer Berg nach Südosten wandert, nach Kreuzberg und Neukölln. Im Osten gibt es die meisten Anzeigen wegen Graffiti, im Westen der Stadt gibt es die krassesten Rückgänge (Charlottenburg, Spandau, Steglitz). Die Gewinner-Stadtteile der Statistik sind: Prenzlauer Berg (seit Jahren die meisten Anzeigen) und Neukölln (stärkster Anstieg der Anzeigen 2011).

Der Informationsgehalt so einer Statistik ist begrenzt. Einerseits können viele gesäuberte Wände nach Sanierungen einen Anstieg bei den Graffiti-Anzeigen bringen, weil die Hausbesitzer wachsamer sind (und der „Verwahrlosung Einhalt geboten wird“, wie die Polizei das nennt). Andererseits können wenig Anzeigen auch bedeuten, dass in bereits viel bemalten Stadtvierteln nicht mehr jedes neue Graffiti angezeigt wird, weil die Hausbesitzer resignieren.

Die Aufklärungsquote lag 2009 laut Selbsteinschätzung der Polizei bei etwa 40 Prozent. Der Großteil der Graffiti-Anzeigen wird allerdings weiterhin auf den Polizeirevieren selbst behandelt, wo die Aufklärungsquote um die 10 bis 15 Prozent liegt. Graffiti auf Zügen macht etwa 15% der Graffiti-Anzeigen aus, wird aber in dieser Statistik nicht erfasst (Sache der Bundespolizei). Der Anteil von Graffiti an allen Sachbeschädigungen geht weiter zurück und liegt bei 23,1%. Den Kriminalitätsatlas 2011 (+ den Kommentar der Polizei selbst) kann man auf der Internetseite der Berliner Polizei runterladen.

KARTE VERGRÖßERN / Quelle: GRAFFITIARCHIV