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RB TV – Bremer Senioren sprühen Graffiti

Ein ungewöhnliches Projekt veranstaltet die gemeinnützige Quartier gGmbH zurzeit in Bremen Osterholz-Tenever: Rentner sprühen gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Stadtviertel öffentliche Wände, Leinwände und Holztafeln an, unter Anleitung. Den RB TV Beitrag nach dem Jump!…Each One Teach One..

Projekt in Osterholz-Tenever
Bremer Senioren sprühen Graffiti

Hannelore Cirit drückt auf ihre Spraydose. Sie sprüht mit einer Schablone bunt-gemusterte Esel auf die Leinwand. Das Sprayen bringt ihr vor allem eins: Freude. Sie ist froh, dass in Tenever endlich mal was los ist: “Ich wohne noch nicht lange hier, aber jeder sagt: “Wie kannst du nach Tenever ziehen!” Ich wohne jetzt in der Bremer Heimstiftung, und das macht Spaß. Ich mache gerne alles mit.” Böse war
die Renterin auf die Graffiti-Künstler nie. Schade findet sie es nur, wenn schöne Bilder durch hässliche Schmierereien verschandelt werden. “Aber die, die die Jungs hier machen – die fand ich immer gut.”

Graffiti erfordert eine besondere Art von Kreativität

Nebenan gestaltet eine Frau mit kurzen, weißen Haaren gerade ein Bild mit zwei Mäusen. Auf die Frage, ob ihr das Spaß mache, antwortet sie prompt mit einem Lächeln: “Und wie!” Früher, in der Schule, hatte Johanna Winterberg im Malen und Zeichnen eine Eins. Aber sie findet nicht, dass das beim Graffiti besonders hilft. “Das ist was ganz anderes. Noch eine andere Kreativität. Aber gut, gefällt mir.” Sie gibt zu, auch schon mal über die Schmierfinken, die einfach Wände mit ihren Schriftzügen verschandeln, gelästert zu haben: “Ich fand das eine große Schweinerei.” Das hat sich verändert. “Jetzt hat man da eine andere Beziehung zu. Wenn man jetzt so eine Wand sieht, denkt man: Wie haben die das wohl gemacht?”

Das Projekt bringt Jung und Alt zusammen

“Vielverprühend – ein Wand übergreifendes und Generationen verbindendes Graffiti-Projekt”, so lautet der lange Name für die Aktion, die Senioren von der Bremer Heimstiftung und der Egestorff-Stiftung mit Jugendlichen aus Osterholz-Tenever und dem Schweizer Viertel zusammenbringt. Gefördert wird sie unter anderem durch WIN – Wohnen in Nachbarschaften sowie dem Beirat Osterholz.

Sven Dankleff ist professioneller Sprayer. Gemeinsam mit dem Graffiti-Profi Bastian Morbe und der Künstlerin Ulrike Schulte betreut der gelernte Kunsttherapeut das Stadtteilprojekt. Unter ihrer Anleitung schaffen hier junge und alte Menschen kleine Kunstwerke. Der 34-Jährige meint, es bringe den Rentern vor allem neue Erfahrungen. “Die haben so was noch nie gemacht. Noch nie eine Spraydose in der Hand gehabt… Denen macht es von Anfang an Spaß, denn Graffiti hat den Effekt, dass es wirklich sofort sichtbar ist.
Im Herbst werden die Kunstwerke in der Öffentlichkeit gezeigt

Gerade die Kooperation zwischen Jung und Alt macht das Projekt für Sven Dankleff aus. “Das öffnet so eine ganz neue Schranke. Auch in den Köpfen der Menschen sind ja Vorurteile und die bauen wir ab.” Die älteren Semester können sogar den Jungspunden noch was beibringen: Sie haben die Sütterlin-Schrift als Gestaltungsmittel entdeckt. Die ist auch für die Profis neu. Im Herbst 2012 werden die Ergebnisse des Workshops öffentlich präsentiert.

Quelle: buten un binnen Magazin | RB TV und Radio Bremen