Archiv

ST.OTTILIEN – Himmel trifft Erde – Graffiti im Klosterdorf

Cyrill Schäfer, Pater des Klosters im oberbayerischen St. Ottilien hat sich zwölf Graffiti- und Streetart Künstler eingeladen welche im Rahmen von “heaven meets earth – Himmel trifft Erde” am und um das Gotteshaus auf rund 1000qm Wandfläche kreativ werden durften. Darunter Cone & Nychos von The Weird, Herakut, Loomit, Flying Förtress, M-City aus Polen, Interesni Kazki aus der Ukraine, EWG und Scheme aus Russland. Das Ganze ging vom 24. September bis 4. Oktober 2012 über die Bühne. Das durch die Kulturfonds Bayern geförderte Projekt ist der Auftakt für den Kulturweg St. Ottilien-Eresing, in den Folgejahren soll dieser durch weitere Projekte und Ankäufe vervollständigt werden. Himmel trifft Erde trifft Street Art im Beitrag des Bayerischen Fernsehens und Fotos nach dem Jump

Memento Money: Ein Kloster traut sich was in Sachen Kunst
Ulrike Osman / Merkur

St. Ottilien – Der Sargdeckel hebt sich. Zum Vorschein kommt ein Skelett in Lederhose und mit Trachtenhut. Es regnet Geldscheine. Das Werk des österreichischen Künstlers Nychos prangt riesengroß an der Fassade des alten Kuhstalls von St. Ottilien.

Über dem Werk steht „Memento Money“, eine satirische Abwandlung der lateinischen Mahnung „Memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst).

Entstanden ist es beim Festival „Heaven meets Earth“ (Himmel trifft Erde). Dabei gestalteten international renommierte Streetart-Künstler Mauern der Klostergebäude. Die Idee kam von Cyrill Schäfer, dem Leiter der Klostergalerie. Nicht alle in St. Ottilien waren von der progressiven Aktion gleich begeistert. Aber schließlich bekamen die Künstler freie Hand – auch der Schöpfer von „Memento Money“.

Dass das Werk auf dem Klostergelände als Provokation verstanden werden kann, räumt Pater Cyrill Schäfer ein. „Das ist eben der Stil des Künstlers.“ Einzelne Besucher und Mitbrüder hätten befremdet reagiert, doch Pater Cyrill bleibt entspannt. „Wer sich das Motiv richtig anschaut, versteht schon, was der Künstler sagen will.“ Kurator Christian Burchard sieht das Bild als künstlerischen Kommentar zur aktuellen Diskussion um Kirchensteuer und Kirchenzugehörigkeit – ohne Money keine Sakramente. Pater Cyrill versteht es als Kritik an der Konsumgesellschaft und der ewigen Jagd nach Geld. Streetart-Schirmherr, Ex-Minister Thomas Goppel, zieht Parallelen zur Politik: „Auch die muss auf die Straße gehen, um wahrgenommen zu werden. Allerdings darf sie sich nicht so viele Experimente leisten.“

Loomit, Star der Sprayer-Szene, wählte ein weniger gewagtes Motiv. Die Fassade des alten Spritzenhauses der Klosterfeuerwehr verzierte er mit einem Feuerwehrmann in Mönchskutte, Helm und Atemschutz beim Löschen. Für Loomit war der Einsatz in St. Ottilien nach 30 Jahren in der Szene eine Premiere. „Kirchen habe ich schon bemalt, ein Kloster noch nie.“

Nicht alle Werke in St. Ottilien sind übrigens gesprüht. „Ich bin ja kein Sprayer“, sagt Karl Witti. Der 65-Jährige ist Grafiker und Bühnenmaler. Sein Wandbild zeigt den Räuber Kneißl auf einer Insel, um ihn herum aufbrechende Gefängnismauern und blauen Himmel. Segel blähen sich als Symbol der Hoffnung. Das Bild ziert die Stirnwand des Schwimmbads des Rhabanus-Maurus-Gymnasiums. Witti gefiel besonders die ruhige Atmosphäre auf dem Klostergelände.