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BERLIN – Gang of Berlin Gallery – DTAGNO


Daniel Tagno stellt ab 25.Oktober in der Gang of Berlin Gallery in der Hauptstadt aus. Weitere Informationen nach dem Jump!

ZEIT IST – Daniel Tagno

Daniel Tagnos Arbeiten nehmen Orte, Stellen der Realität, unserer Realität auf, lösen sie indessen aus ihrem Herkunftskontext, um sie in eine künstlerische Wirklichkeit sowohl zu isolieren wie zu erweitern. Diese Realitätsstellen, die unserem Alltag entstammen und daher von uns in der Regel nicht oder nur selten bewusst wahrgenommen werden, finden sich wieder in einem weiten Raum der Assoziationen und Bezüge. Sie werden Teil eines künstlerischen Konzepts, das auf die Realität reflektiert, indem es das unserer alltäglichen Wahrnehmung Entgehende sichtbar macht und bedeutsam werden lässt.

Dabei ist es vor allem das Phänomen der Zeit, die Zeitlichkeit der Existenz, die Tagno umtreibt. „Die Zeit vergeht dem Pfeile nach“, vermerkte Botho Strauß einmal. Mit anderen Worten: Sie flieht. Sie kennt in ihrer Flucht nur eine Richtung. Und ähnlich wie Botho Strauß den Impetus seines Schreibens darin sieht, dass es, „wenn auch auf verlorenem Posten, dem Zeit-Pfeil trotzt“, ließen sich auch Tagnos neue Arbeiten in dieser Weise deuten. Sie trotzen dem „Zeit-Pfeil“, indem sie das nunc stans, das stehende, das zeitlose Jetzt, die eingefrorene Zeit erschaffen. Sie sind künstlerische Momentaufnahmen, sie bringen die Zeit zum innehalten, lösen den Augenblick aus seinem Kontinuum und erklären das Vorher und Nachher, das sie keineswegs negieren, zu etwas, das zu interpretieren, mit eigenen Assoziationen und Reflexionen zu füllen, in Beziehung zueinander zu setzen ist. Und sie machen auf diese Weise das schlechthin Flüchtige spürbar, sichtbar, erlebbar: die Zeit und ihre zugleich vergänglichen und gegenwärtigen Signaturen.

Tagnos Arbeiten oszillieren zwischen Malerei, Objekt und Skulptur, er malt seine Objekte. Er bildet auf der Leinwand die Kacheln mit herkömmlichen Malmaterialien wie Acrylfarbe, Lack und Spachtel so nach, dass sich die Illusion erst bei näherer Betrachtung erschließt. !Es entstehen Kunstkörper, die auf die Zeit als Grundbedingung menschlicher Existenz reflektieren: die Zeitebenen, die sich durchdringen, das Vergehen der Zeit und die Signaturen, die es in der Gegenwart hinterlässt, das Verhältnis von Präsenz und Absenz und die unauslöschlichen Spuren des Gewesenen, die in unsere Gegenwart mal unmerklich, mal geradezu gewaltsam dringen, sich ohne unser Zutun oder sogar gegen unseren Willen gegenwärtig halten.
Göran-Adrian Bellin

Literatur: Botho Strauß: Der junge Mann. München (Hanser) 1984

Gang of Berlin Gallery
Torstrasse 109
10119 Berlin
gangofberlin.com

Vernissage:
Donnerstag, 25. Oktober, 2012
ab 18 Uhr bis 22 Uhr

Öffnungszeiten:
26. Okt- 21. Nov
Di – Fr 11-19 Uhr
Sa 12-16 Uhr