Archiv

5 MINUTES WITH: Joe Volt [FRANKFURT]

Für die erste Episode der zweiten 5 MINUTES Staffel sind wir nach Frankfurt gefahren um uns mit JOE VOLT zu treffen, einem jungen Fotografen der seit einiger Zeit das Graffiti-Geschehen am Main mit schönen Aufnahmen dokumentiert. Einen ersten Einblick in seine Arbeit gab´s im Dezember 2012 mit der Fotoserie ‘Life With The Hungry Ones’ und Anfang Februar 2013 im Rahmen seiner Ausstellung ‘We Walk The Streets At Night’. 5 MINUTES WITH: Joe Volt in Frankfurt

Joe, wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Zur Fotografie bin ich vor ungefähr 10 Jahren gekommen und seitdem hat es mich irgendwie auch nicht mehr losgelassen. Wenn ich so zurückdenke, dann hab ich mich auch immer hinter der Kamera wohler gefühlt als davor. Vor mehreren Jahren kam dann der Entschluss mich noch intensiver der Fotografie zuzuwenden. Sprich Bücher lesen, seinen Blick schulen, aktive Auseinandersetzung mit seinen und den Arbeiten Anderer.

Und wie und seit wann beschäftigst Du Dich mit Graffiti?

Zu Graffiti bin ich über Streetart gekommen. Mit Streetart hab ich selbst vor 7 Jahren angefangen aber es wurde schnell langweilig langweilig.

Warum?

Naja in der Streetartszene gibt es viel Müll, nicht zu wenig ist angepasst und scheinheilig. Graffiti funktioniert anders und das macht es für mich so interessant. Ähnlich zur Fotografie musst du dein Auge über die Jahre schulen. So wie sich bei mir ein Blick für bestimmte Motive entwickelt, so entwickelt sich beim Writer ein Blick für die besten Stellen oder einfach nur für den Style. Streetart Künstler können ohne großen Aufwand irgendwelche ansehnlichen Werke an dioe Öffentlichkeit bringen. Für einen Graffitiwriter ist das nicht ganz so einfach. Das wird viel mehr Aufwand betrieben. Du musst ein schlauer Fuchs sein und das System das du malen willst kennen. In den Busch setzen, die richtigen Zeitfenster finden, das alles nur dafür dein Bild vielleicht nur ein paar Tage rollen zu sehen.

Das war dann für mich auch der ausschlaggebende Punkt, warum ich mich näher damit befassen wollte.Ich wollte verstehen, wer die Leute sind und warum sie das alles machen. Mittlerweile weiss ich es und ich bin ziemlich froh, dass ich bisher so viel erleben konnte. Klar gibt’s auch schlechte Momente, aber wenn du dich in dieser Szene oder Welt bewegst dann erfährst du Momente die der Großteil der Gesellschaft so nie kennenlernen wird. Das finde ich spannend

Du hast während des 5 MINUTES Dreharbeiten erwähnt wie wichtig Dir die Dokumentation ist und für wen Du das machst, siehst Du Dich selbst als ein Szene Journalist?

Nein, eigentlich nicht. Anfangs stand für mich das reine Dokumentieren im Vordergrund. Mit der Zeit hat sich aber mein Schwerpunkt etwas verlagert. Ich will allen Leuten, nicht nur den Akteuren selbst, das ganze Ding näherbringen und zeigen, dass da mehr dahintersteckt. Deswegen finde ich manchmal auch vermeintlich unspektakuläre Aufnahmen viel interessanter als Aufnahmen bei denen jemand am Zug malt. In die Richtung werde ich mich in der Zukunft bewegen, das bemerke ich selbst immer öfter wenn ich meine Fotos ansehe. Man kennt mich bisher zwar nur über meine klassischen Graffitifotos, ich will aber nicht darauf reduziert werden, weswegen ich mich gerade ein wenig von meiner ersten Fotoserie wegbewege. Dafür arbeite ich gerade an einer Portraitserie mit verschiedenen deutschen und internationalen Writern.

Also bleibst Du in diesem Bereich aktiv

Ja, ich habe aber auch noch meine Fotoprojekte ausserhalb der Identität von Joe Volt. Graffitifotografie ist faszinierend aber ich will ja auch irgendwann mal von dem was ich gerne mache leben und einen richtigen Markt dafür gibt es nicht. Was auch nicht weiter schlimm ist.

Wie entsteht Deiner Meinung nach ein gutes Foto?

Wenn ich Fotos mache dann interessiert mich oft das ungewöhnliche. Ich mag es Grenzen zu übertreten und hinter den Vorhang zu sehen. Das ist für mich etwas ganz wichtiges in der Fotografie. Du musst ständig weiterdenken und manchmal dreist sein. Hätte WeeGee (Anm: Arthur Fellig, bekannter US amerik. Fotograf) sich an alle Regeln gehalten, dann wäre er auch nie zu seinen Fotos gekommen. Wenn du authentische Fotos machen willst, dann solltest du Dich intensiv mit der Thematik befassen, Akteure im Optimalfall kennenlernen und ein Gespür für den Moment entwickeln. Für meine Fotografie haben mir die Aktionen im Graffitibereich extrem geholfen, wie ein Training. Aber in gewisser Weise ist ja es auch ein Spiel mit dem Feuer, du kannst dich verletzen oder die Falle kann irgendwann zuschnappen. Darauf musst du vorbereitet sein, fit bleiben, Wohnung sauber halten und Computer verschlüsseln so gut das geht.

Bist Du in Frankfurt geboren und aufgewachsen?

Nein, in der Nähe der Alpen bin ich geboren und in den guten alten 80ern in ner guten Umgebung aufgewachsen. Vor vielen Jahren dann nach Frankfurt gekommen und bisher auch nie bereut. Ich mag Frankfurt, die Stadt ist voller Kontraste, Du läufst durch die Stadt und überall finden sich krasse Kontraste. Man kann Frankfurt lieben oder hassen, den Besuch aber kann ich jedem nur empfehlen.

Danke für das Interview und Deine Zeit!