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YOLO – Wie sich eine Generation gegen ihre Definition wehrt

 

Yolo!

Wie sich eine Generation gegen ihre Definition wehrt

 

Yolo, ein verheißungsvoller Slogan, der 2012 zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde. Die Abkürzung steht für „You only live once“ und hat sich in den letzten Jahren zum Motto der Jugend entwickelt. Doch was drückt Yolo eigentlich aus? Ist es mehr als ein Trendwort? Ist es ein Lebensmotto, über das sich eine ganze Generation identifiziert?

Vor ungefähr 2000 Jahren hieß Yolo noch Carpe Diem („Genieße den Tag“). Auf den ersten Blick scheinen die Aussagen „You only live once“ und „Genieße den Tag“ gar nicht so verschieden. Carpe Diem ist die Aufforderung, dass man angesichts des ohnehin sicheren Todes mit der verbleibenden Zeit noch etwas Sinnvolles machen soll, dass man den Tag nutzen soll, dass man leben soll. Ebenso steht Yolo dafür, den Augenblick zu leben, weil man nur ein Leben hat. Wie dieses Leben aussehen soll, darüber streiten sich jedoch die Interpretationen des Slogans. Noch nicht einmal die Generation selbst scheint sich darüber einig zu sein. Für einige bedeutet Yolo in erster Linie das Leben in vollen Zügen genießen: feiern, Spaß haben und nicht an morgen denken. Für andere bedeutet es, etwas Sinnvolles mit dem Leben anzufangen, etwas zu machen, das wirklich Bedeutung hat.

Nicht nur träumen und Pläne schmieden, sondern leben und wirklich etwas machen. Mit dieser verheißungsvollen Botschaft hat Yolo es zum Lebensmotto einer Generation geschafft. Und dieses existiert nicht nur in den Köpfen der Generation, sondern wird auch nach außen gezeigt. Auf Jute-Beutel, Caps, Buttons und T-Shirts gedruckt, ist der Slogan aus dem Streetstyle nicht mehr wegzudenken. Verschiedene Shops haben längst aus Yolo eine Marke gemacht, mit der sich eine Generation nach außen präsentiert und sich gegen ihr Image wehrt.

Doch viel wichtiger als eine eindeutige Definition der Aussage, ist die Entstehungsgeschichte des Mottos. Denn Yolo ist mehr als nur ein Slogan. Yolo ist in erster Linie der Protest einer Generation gegen ihre Definition. Die Rede ist von der Generation Maybe, zu der alle ab Geburtsjahr 1990 gehören. Das ist die Generation, die von ihren Eltern alles bekommen hat, was sie braucht und sich nie große Zukunftssorgen machen musste. Die Generation, die jetzt vor unbegrenzten Möglichkeiten steht und davon wie gelähmt ist. Die Generation, die Träume und Pläne hat, aber keinen Antrieb, um diese in die Tat umzusetzen. Soweit die soziologische Definition.

Yolo entstand als Protest gegen diese Definition als orientierungslose und antriebslose Generation. Denn die Generation, von der hier die Rede ist, ist keinesfalls so, wie sie beschrieben wird. Es ist vielmehr eine, die zu Wahlen und auf Demonstrationen geht, die sich dazu entschlossen hat, eine Ausbildung und ein Studium gleichzeitig zu machen, und die sich Gedanken über die Zukunft der Welt macht.

 

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