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‘spuren’ – Ein Projekt von Hendrik Beikirch [DOKUMENTARFILM]

Bildschirmfoto 2015-12-23 um 12.02.14

Über Hendrik ‘ecb’ Beikirch und seine Portraits und monochromen Gesichter haben wir schon oft berichtet. Eine der ersten 5MINUTES haben wir mit dem Koblenzer Street Art Künstler gedreht. Seine Murals zeigen meistens ältere Gesichter, selten teilt der Künstler die Persönlichkeiten hinter den Portraits, was sicherlich gewollt ist. In diesem Fall hat er mit dem Projekt ‘spuren” auf Ferropolis, der Stadt aus Eisen, eine Ausnahme gemacht und sich intensiv mit den Persönlichkeiten hinter den Gesichtern beschäftigt. Nie zuvor hat Hendrik in einer derartigen Dimension gearbeitet, mit einer Gruppe von acht ehemaligen Tagebaukumpels, mit dabei auch eine Frau.

Das Projekt wurde mit der Kamera begleitet und in Kooperation mit ARTE Creative als 40minütiger Dokumentarfilm im Rahmen der Serie ‘Street Atelier‘ onlinegestellt:

“Beikirchs auf den ersten Blick düster wirkende, mit fotografischer Genauigkeit gesprühte Portraits thematisieren oft das Alter. Für sein Projekt “Spuren” hat er acht ehemalige Mitarbeiter des Tagebaus Golpa Nord getroffen, fotografiert und portraitiert. Bis zu 14 Meter hoch sind die Gemälde der ehemaligen Kumpel, die in dem Film über das Kunstprojekt “Spuren” ihrer Zeit im Kohlebergbau erzählen.

Nachdem die Kohleförderung des Bergwerks Golpa-Nord Anfang der 1990er Jahre eingestellt wurde, und die Braunkohle keine Zukunft mehr hatte in Sachsen-Anhalt, entschloss man sich für einen Neuanfang: Ferropolis – die Idee dazu kam aus dem Bauhaus Dessau, ihre Umsetzung verdankt sich zu einem beträchtlichen Teil der Begeisterung und Hartnäckigkeit der Menschen vor Ort. Heute ist Ferropolis ein Themenpark mit Museum, Industriedenkmal, Stahlskulptur, Veranstaltungsareal für Festivals wie das splash! oder Melt. Alles beherrschend: die riesigen Baggermaschinen, die aussehen wie Dinosaurier längst vergangener Zeiten.

Der Film Spuren – ein Kunstprojekt von Hendrik Beikirch zeichnet die Geschichte der ehemaligen Kumpel und die Umwandlung einer Industrie- in eine Kulturlandschaft nach und gibt Einblicke in die künstlerische Arbeit von Hendrik Beikirch.”

In dem chronologisch aufgebauten Dokumentarfilm kann man sehr schönh verfolgen, wie das Projekt im Februar 2014 anfängt und über einen Zeitraum von fast einem Jahr vollendet wird. Dazu gibt es Kommentare des Künstlers, einige kurze Geschichten der acht Kumpels und Thies Schröder, der auch der Bürgermeister von Ferropolis genannt wird. Prädikat wertvoll!

Spuren – Ein Kunstrojekt von HENDRIK BEIKIRCH

Der 1958 aufgeschlossene Tagebau Golpa-Nord bei Gräfenhainichen versorgte seit Beginn der Kohleförderung im Jahre 1964 fast 30 Jahre vor allem die Kraftwerke Zschornewitz und Vockerode mit Braunkohle zur Erzeugung von Elektrizität. Ab 1981 wurde der Ort Gremmin überbaggert, 142 Einwohner mussten ihre Grundstücke verlassen. Die Förderung der Braunkohle für die DDR-Wirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung war zu dieser Zeit alternativlos. Daraus erwuchs auch der enorme Stolz der Bergleute, an einer Schlüsselstelle der Volkswirtschaft tätig zu sein.Anfang der 1990er Jahre waren die Kohlevorkommen erschöpft. Die langfristige Strategie aus der DDR-Zeit sah vor, weite Teile der Dübener Heide zwischen Mulde und Elbe abzubauen.

In Golpa-Nord nahm fortan eine Vision Gestalt an: FERROPOLIS. Die Idee dazu kam aus dem Bauhaus Dessau, ihre Umsetzung verdankt sich zu einem beträchtlichen Teil der Begeisterung und Hartnäckigkeit der Menschen vor Ort. Heute ist FERROPOLIS ein Themenpark mit Museum, Industriedenkmal, Stahlskulptur, Veranstaltungsareal für Festivals wie das splash! oder Melt. Alles beherrschend: die riesigen Baggermaschinen, die aussehen wie Dinosaurier eines Vergangenen Zeitalters.

In FERROPOLIS ist die Geschichte der Zukunft sichtbar, die Gegenwart wird gefeiert, die Vergangenheit scheint bewältigt. Die Hinterlassenschaften des 30jährigen Bergbaus in der Region sind weitgehend beseitigt.

Heute umschliesst der Gremminer See die Halbinsel Ferropolis, dort wo einst Gremmin stand und Roland Herrmann lebte, bis er sein Dorf selbst wegbaggerte. Der 73jährige und 7 weitere ehemalige Mitarbeiter erzählen im Rahmen von Hendrik Beikirch´s Kunstprojekts ‚spuren‘ was das Besondere am Arbeitsplatz Tagebau war, wie die enorm hohe Arbeitsmoral immer weiter stieg und der Beruf zur Lebensaufgabe wurde.

Bildschirmfoto 2015-12-23 um 12.02.00

Hendrik Beikirch ist ein Künstler aus Koblenz, der sich seit vielen Jahren mit Portraits älterer Menschen auseinandersetzt. Seine meist monochromen Gesichter prangern an Wänden und Fassaden in New York, Asien und ganz Europa. Mit einer speziellen Technik verleiht er seiner Kunst ein besonderes Merkmal: von Falten gezeichnet, mit Spuren eines langen Lebens.

„Man sieht es den Menschen oft noch im hohen Alter an, dass sie einmal jung waren“ (Berhard Shaw)

Der aus Kassel stammende Künstler, ist seit Mitte der Neunziger Jahre ein fester Begriff in der Graffiti und Streetartszene. Seine Menschendarstellungen erscheinen nachdenklich und schwermütig, was meist die Umsetzung der Arbeiten in Graustufen unterstreicht. Hendrik´s auf den ersten Blick düster wirkenden, mit fotografischer Genauigkeit gesprühten Portraits, zeigen das ungeschminkte Alter und damit verbundene Geschichten. Hendrik Beikirch hat die 8 ehemaligen Mitarbeiter des Tagebaus Golpa Nord getroffen, fotografiert und portraitiert. Großformatig, was zu Ferrpolis passt, denn dort ist alles etwas größer.

Der Film über das Kunstprojekt gibt einen Einblick in die Arbeit von Hendrik Beikirch und erzählt gleichzeitig die Geschichten der pansionierten Bergleute.

arte Medathek
Laufzeit: 42min | Dokumentation
Sprache: deutsch, französisch (Untertitel)
Produktion: ARTE Creative, Red Tower Films
Fotos: Nils Müller

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