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Interview mit FREDDIE FORSYTH [DEUTSCH]

Die Jungs von Hurtyoubad.com haben sich mit dem Autor des Crack&Shine Buches (ILG/April/09) unterhalten, sehr interessantes Gespräch, interessant genug um es mal ins Deutsche zu übersetzen. Nicht nur weil wir wissen dass dieses Buch wirklich ein sehr guter Zeitzeuge der Londoner Graffiti Szene geworden ist. Dieses Buch hat ne Menge Feuer, und das was drum herum passiert auch. das Interview mit Freddie Forsyth, dem Autor, über Politics, das Entstehen des ersten Londoner Buches über dieses Thema, seine Zusammenarbeit mit Jonathan Weatherley, den Fotografen Will Robson-Scott sowie Jamie Brown, und warum Revok im Buch vorkommt sowie vieles mehr nach dem Jump im von uns übersetzten Interview

Erst einmal Glückwunsch zum Erscheinen des Buches. Es muss gut tun so etwas nun endlich in den Händen zu halten, in ein Buch in welches man so viel Arbeit hineingesteckt hat. Wie lange hat es gedauert, alles zusammen zu tragen, von Anfang bis zum Ende?

Danke, das finale Stück endlich in den Händen zu halten und besonders nach so vielen Rückschlägen und so viel Trouble endlich den richtigen Content zu haben war schon ein hartes Stück Arbeit.Das komplette Projekt dauerte etwas weniger als 2 Jahre. Ich habe im September 2007 begonnen Leute zu treffen, unter anderem auch den Fotografen Will Robinson-Scott, nachdem ich auf HYB seine Website im Oktober gesehen hatte. Von da an begann ich mit ihm zu arbeiten.

Zwei Jahre ist eine lange Zeit, für jedes Projekt. Warst du irgendwann mal an dem Punkt, wo den Eindruck hattest als ginge es nicht mehr voran?

Ich war mir immer sicher, es irgendwann zu Ende zu bringen, nur wann wusste ich nicht. Ich hätte zwei weitere Jahre daran arbeiten können, aber ich bin auch definitiv glücklich darüber, es jetzt geschafft zu haben. Die Kritik vieler Leute an dem Buch rührt daher, wer darin enthalten ist und wer nicht. Zum Beispiel gibt es da die GSD, welche unzweifelhaft über Jahre hinweg einen großen Eindruck in der Londoner Graffiti-Szene hinterlassen haben, die jedoch nicht genannt wurden, Tox nicht ganz zu vergessen.

Welcher Teil davon war Politik und wie viel hatte damit zu tun, dass Writer nicht genannt werden wollten?

Ich habe versucht eine runde Kollektion aus jedem Writern zu machen, von welchem man erwartet in dem Buch vorzukommen, aber einige waren nicht daran interessiert und ich kam einfach nicht an sie ran. Manche haben mir Inhalt gesendet und ihn dann wieder zurückgezogen. Ich denke letztendlich, es bietet sich eine breite Auswahl an involvierten Writern und Leuten, die außerdem involviert wurden, die wirklich alles dafür gaben ihren Part in dem Buch so gut wie möglich zu machen, da sie daran glauben dass dieses Buch ein Klassiker werden würde.

Ok, Politics beiseite, was waren deine ursprünglichen Anlässe für das Buch und wann wann hast du dich das erste Mal wirklich ran gemacht? War der Plan die Londoner Szene als Ganzes und vom kompletten Beginn an zu dokumentieren oder sollte es mehr ein Schnappschuss oder eine Gruppe von Writern aus einer speziellen Gegend sein?

Ich habe versucht mich auf interessante Writer zu konzentrieren, die aus verschiedenen Blickwinkeln etwas über die Kultur auszusagen haben. Es war faszinierend für mich zu hören, was die Writer zu sagen hatten, nachdem ich erfahren hatte, wie sie alle aufgewachsen sind und und und. Durch jede Sektion verläuft eine klare Linie, die man von Anfang an nachvollziehen kann. Es erfolgt zuerst eine eröffnende Vorstellung des Writers, inklusive einem Portrait von Will und einem kurzen Text. Ich wollte keine 0815-Interviews führen, deswegen habe ich den Writern in dem Buch die Chance gegeben über irgendetwas zu berichten und deren Individualität damit zu zeigen. Jeder Writer in dem Buch erzählt eine Geschichte, in der er von seiner Verbindung, in welcher er zu dieser Kultur steht, berichtet. Dies tut jeder auf seine Art und Weise. Das erlaubt den Leuten zu sehen, welche Bedeutung es für sie hat, individuell. Ich war überrascht von der Aufrichtigkeit beim Schreiben. Vom ersten Moment an wusste ich, das sind Stories, die die Leute wirklich genießen werden. Will’s Fotos stellten einen sehr wichtigen Faktor bei dem gesamten Thema des Buches dar, genauso wie die Portraits zu den individuellen Teilen. Wir haben zusammen daran gearbeitet Writer zu finden, die bereit waren, für ihren eigenen Part zu posieren, welcher dann von Will noch einzigartig eingerahmt wurde. Von Anfang an, war es sein Ziel gewesen einen anderen Stil an Fotos zu zeigen, als den, den man normalerweise von Writern erwartet. Wir haben versucht, dass sie sich ein wenig öffnen und eine andere Seite ihres Lebens preisgeben. Will ist ein wirklich talentierter junger Fotograf und seine Bilder tragen etwas Besondere zu dem Buch bei, was du in der Regel nicht in einem Buch über Subkulturen findest. Es zeigt die Leute dahinter und das Leben welches diejenigen führen. Von meinem persönlichen Gesichtspunkt her, wollte ich etwas veröffentlichen was in allen Bereichen selbst erarbeitet ist ohne jemanden explizit fragen zu müssen, wenn es zu Entscheidungen über Design und Inhalt kommt. Ich denke, genau deswegen ist anders und am Ende auch so veröffentlicht. Es erlaubte mir ein Hardcover und eine Limited Edition daraus zu machen, was den Wert natürlich steigert. Ich hatte den innigen Wunsch eine Dokumentation der Kultur zu machen, die ich schon von jungen Jahren an liebte. Nun bin ich froh etwas an sie zurückgeben zu können und hoffentlich sind alle Writer, die ich schon früher bewunderte stolz auf das Buch.

LDS haben eine Line-Dancing-Choreografie zusammen mit Fotos ihrer Züge für ihren Part entworfen – gab es irgendwelche Teile in dem Buch, die du weglassen musstest, um nicht zu sehr „hineinzugeraten“?

Haha- ja, die Ginger Prince Section! Die war etwas zu grafisch

Wir wissen alle, das Writer unzuverlässig und es schwierig ist in Ihren besten Zeiten am Ball zu bleiben – wer war am schwierigsten zu kriegen und bei wem war es am härtesten an Flicks zu kommen?

In London herrscht eine Kultur von Writern, die entweder nie Fotos von ihren Werken machen oder diese dann nicht weggeben. Ich denke, das ist der Grund, warum dieses Buch nie vorher zustande kam. Aber der Fakt, dass viele Writer ihre Bilder zurückhalten steigert den Wert von all dem nie gesehenen Stuff. Ich denke, da ich ein relativer Außenseiter in der Kultur bin, musste ich mir erst das Vertrauen erarbeiten, aber es entwickelte sich, dank meiner Beharrlichkeit.

Viele Writer sind über die Jahre nach London gekommen und haben dort ihr Ding gemacht, Banos, Egs, Jaya zum Beispiel, um nur einige zu nennen. Was hat dich veranlasst Revok für das Buch zu nehmen?

Es mussten einfach auch ein paar Fremde und Außerstädtische in den Content fliessen, um ein paar verschiedene Styles zu zeigen und auch andere Ansichten von Außen aufzugreifen, die du von lokalen Writern nie kriegen würdest. Revok war der aktivste von allen fremden Writern in der Zeit der Entwicklung des Buches. Er wird als einer der talentiertesten Writer der Welt angesehen und er hat an vielen großartigen Spots in London gemalt. So dachte ich, es wäre super einige Sachen von ihm zu zeigen nachdem er hier in London zu Besuch war. Sput aus Osteuropa ist auch im Buch zu sehen und gibt einen lustigen Eindruck dessen, was es heißt, ein fremder Writer zu sein, der in London lebt.

Jamie Brown’s Illustrationen und Logo gaben dem Buch eine schöne Grundlage und gibt dem Buch nicht unbedingt sofort den äußerlichen Touch eines derartigen Buches. Warum hast Du diese Art der Präsentation gewählt und nicht den typischen Graffiti Buch Cover Stil?

Das typische Graff Buchcover mit maskierten Writern, Yards und Outlines wurde schon vorher gemacht. Ich wollte also von Anfang an ein illustriertes Cover, da es etwas komplett anderes ist, als das, was du sonst auf Graffiti-Büchern siehst. Ich war schon immer ein Fan von Jamie gewesen. Er teilte dieselben Vorstellungen und war deshalb die perfekte Person, das Cover zu designen. Leute wie Jamie und Jon Weatherley, der Designer, verliehen dem Cover ein durchdachteres und strukturierteres Aussehen und machten ein sammelwerteres Stück daraus.

Irgendwelche Pläne für weitere Bücher in der Zukunft? Was verfolgst du mit etwas wie dem Crack & Shine?

Ich habe bereits mit einigen Leuten zusammengearbeitet, die am Buch beteiligt waren und als Illustratoren und freie Künstler neben Graffiti gearbeitet haben, zum Beispiel für Siebdrucke und Originalarbeiten für topsafelondon.com welche nächste Woche online gehen soll. Es handelt sich dabei um ein wirklich spannendes Projekt, das ich in den nächsten Jahren weiterbringen und entwickeln möchte. Der Plan ist mit mehr ausländischen Künstlern und Fotografen zusammenzuarbeiten und sie und ihre Werke durch die Website sowie in Ausstellungen zu promoten. Für mehr Bücher werde ich sicher in der nahen Zukunft auch etwas tun und hoffe und erwarte, dass Will dabei sein wird. Vielleicht konzentrieren wir uns dann auf ein anderes Element des Londoner Graffiti. Wann immer ich mich mit jemandem über das Buch unterhalte, alle finden, unglaublich, dass eine Stadt so reich an Kunst und Kultur ist und doch kaum bis keine Dokumentationen ihrer Graffiti Kultur vorweisen kann. Deswegen ist Crack & Shine so bedeutsam. Es ist schlimm, wenn man darüber nachdenkt, dass eine der größten Städte in der Welt noch nie so ein Buch hatte, während über andere Riesenstädte ständig Bücher rausgebracht werden.

Crack&Shine
212 Seiten | farbig | Hardcover | 21,5 x 26,5 cm
Sprache: Englisch
Autor: Freddie Forsyth, Jonathan Weatherley, Will Robson-Scott
Verlag: FFF London
In Deutschland erhältlich hier: Stylefile

Interview und Fotos von: Hurtyoubad.com /thanks!
Crack & Shine Website: crackandshine.com
Fotoreport der Releaseparty in London: Hurtyoubad.com