Und weiter mit der Graffiti Klassifizierungslehre. Interessantes Thema für Theoretiker. Wie bereits gestern hier angekündigt ist das was Evan Roth in Paris (Graffiti Taxonomy) gemacht hat bereits im Jahr 2006 durch einen Leipziger akribisch analysiert worden. In einer Examsarbeit für die Universität Leipzig mit dem Titel “Das urbane Zeichensystem der Leipziger Kryptogesellschaft” wurden in einer Analyse im Jahr 2006 über 500 Zeichen (Tags) untersucht (1701 Graphen).
“Die drei am wenigsten benutzten Buchstaben sind die bereits genannten, überhaupt nicht verwendeten. Dass es sich hier in jedem Fall um eine positionsspezifische Verteilung handelt, lässt sich leicht daran erkennen, dass zwar das “S” ebenfalls in jeder der drei Spitzengruppen vertreten ist, aber dass es ansonsten deutliche Unterschiede gibt. So ist der insgesamt zweithäufigste Buchstabe “C” nur auf der linken und besonders auf der rechten Position signifikant vertreten. Die mittlere Position scheint den Leipziger Namensgraffitisten eher wenig für dessen Verwendung geeignet. Der insgesamt dritthäufigste Buchstabe “K” kann diese Position nur durch seine sehr häufige Benutzung auf der rechten Position erhalten. So scheint es beispielsweise keine durchgängige Vorliebe für die Buchstaben “B” und “M” zu geben, da diese auf den anderen beiden Positionen nicht zu den drei häufigsten Buchstaben zählen. Spielt das “O” insgesamt keine herausragende Rolle, so nimmt es dies in der mittleren Position jedoch umso deutlicher ein. Besonders signifikant ist das Verhalten der Buchstaben auf der rechten Position. Hier haben die drei häufigsten Buchstaben einen solch signifikant großen Abstand vor den restlichen Buchstaben, dass es so scheint, als seien diese in ganz besonderem Maße zur Verwendung auf dieser Position geeignet. Auch wenn jetzt hier nicht versucht werden soll alle Unterschiede und Gemeinsamkeiten verbal zu beschreiben, so wird doch durch die exemplarische Beschreibung der drei am meisten verwendeten Graphe insgesamt und auf der jeweiligen Position deutlich, dass es innerhalb der Leipziger Kryptogesellschaft bestimmte Buchstaben gibt, die den Namensgraffitisten bei der Komposition ihrer Zeichen geeigneter erscheinen als andere.”
Evan Roth´s gezählte 2.400 Zeichen aus Paris (A,E,I,K,N,O,R,S,T and U) und die aus Leipzig (500 Zeichen/S,C,K,A,B,M,O,R,E und D) zeigen in der Zahl einige Gemeinsamkeiten, so ist die Häufigkeit der Buchstaben A,E,O,R oder dem S zum Beispiel fast identisch. Natürlich kann man an der Stelle anfangen viele Schlüsse zu ziehen aber dafür fehlt uns die Zeit. Die komplette über 100 Seiten umfassende Examsarbeit aus Leipzig liegt uns komplett vor, wer sich dafür interessiert kann sich über das Kontaktformular melden und wir vermitteln dann den Kontakt zum Autor.