“Vor ein paar Tagen traf ich Phuc Huynh, einen der Veranstalter von “24*7 Lack auf Wand”, einem einwöchigen Graffiti-Event, das am 4. September mit einer Podiumsdiskussion im Regensburger Andreasstadel startet. Phuc erzählte mir nicht ohne Stolz vom Programm, das gerade am gedeihen ist. Er erzählte von einer “All you can spray”-Aktion in der stillgelegten Regensburger Zuckerfabrik (abgesegnet vom Käufer des Industrieareals, dem Geschäftsführer eines lokalen Immobilien Unternehmens). Dabei sollten Sprayer die Möglichkeit bekommen, zu sprühen, was die Dosen hergeben. Sämtliche Wände der brachliegenden Industriebauten waren im Bereich des Möglichen. Im nun auf der Internetseite lack-auf-wand-de vorgestellten Programm taucht diese Aktion aber nicht mehr auf. Auch nicht das andere Highlight, dass der Veranstalter brandheiß und vorfreudig ausgeplaudert hatte: “Es kommt der persönliche Graffiti-Künstler von Madonna.”
Die beiden kommenden Events, das “Lack auf Wand” Festival unter der fragwürdigen Schirmherrschaft der CSU und die Präsentation der 24 Stunden Galerie stehen bevor berichtet der Bayrischer Rundfunk in seinem Online Portal. Im Artikel ist die Rede von großen Plänen und Unterstützung für den Event durch die bayerische Politik des blau/weiß karierten Flügels, von Auftragsarbeiten für Pop Größen und FormelEins Fahrer, einem relativierenden Statement des CSU-Politikers Schlegl, blabliblub
“Und genau daran scheinen sich Sprayer, die eben nicht von Auftragsproduktionen für Stars und Sternchen leben, zu reiben. Es gibt in Regensburg Streetart-Künstler, die mit “24*7 Lack auf Wand” nichts zu tun haben wollen. Auch wegen dem Engagement des CSU-Politikers. Auch in einem Internet-Blog wird die Veranstaltung inzwischen thematisiert und erntet Kommentare wie: “traurig traurig, wenn jetzt schon graffiti von ‘denen’ instrumentalisiert wird. und noch trauriger, wenn sich pseudo mitglieder der community instrumentalisieren lassen…”
Der besagte Internet-Blog (Just ;)) hat schon vor 3 Wochen darüber was gebracht, zurecht mit vielen Fragezeichen. Wenn ein derartiger Event Graffiti und Streetart positionieren will, sprich so nah als nur möglich an und mit Politik kommuniziert sowie damit auch Wahlkampf propagiert, und das um eine Unterstützung zu rechtfertigen, muss sich diese Kritik gefallen lassen. Und Statements wie “Es ist Zeit den Fluss und die Konstante weiterzuentwickeln, und eine ganze Woche dem zu widmen, was Graffiti wirklich ausmacht” (Zitat Lack-auf-Wand.de) fördern wohl eher nicht die Ausräumung der Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Events in Regensburg. Berechtigterweise werden diese wohl auch im Verlauf des Events schwierig bis gar nicht auszuräumen sein. Anyway, das Programm für Regensburg und die Tage vom 04.September bis 11.September gibts hier. Wer die Zeit findet: wir haben soeben den Mitschnitt der gestrigen EgoFM Graffiti Sprechstunde online gestellt, neben Florian Gaag (Wholetrain), Loomit oder Paul vom Cans&Co Store München kommen auch die “Lack auf Wand Festival” Veranstalter zu Wort.