Archiv

Seak Interview

Wenn rap.de den Kölner Seak zu legalem Trainwriting befragt geht es erwartungsgemäß amüsant zu. “Streetart in Paris” auf gehts…


Street Art in Paris / Reisebericht und Interview mit Seakone

rap.de: Wie findest du es, dass Graffiti Künstler, die ja sonst immer von den Bahngesellschaften gefightet werden, auf einmal für diese heute hier arbeiten?

Seakone: Ich bin jetzt eigentlich ganz gut damit klar gekommen. Ich hab hier mein Ding durchgezogen. Ich habe dieselben Werte repräsentiert, die ich auch in der Szene repräsentiere mit meiner Arbeit. Ich habe der ganzen Sache hier noch so einen Köln-Bezug gegeben. Und das ist eine schöne Sache und ein authentisches Zeichen, wie man das ganze System von innen aushöhlen kann. Wie man den röhrenden Hirsch an der Wand bei den Großeltern ablösen kann.

rap.de: Wo ist der Köln-Bezug in deinem Werk?

Seakone: Da geht es um eine Geschichte aus dem Mittelalter, da wo die Sechsen sind. Dabei geht es darum, dass eine Königin mit 11000 Jungfrauen für zwei Jahre auf eine Reise gegangen ist und dann nach Köln zurück kam. Zu der Zeit herrschte dort aber Krieg und dann hatte sie sich mit ihren 11000 jungfräulichen Freundinnen geopfert. Könnt ihr euch das vorstellen? Zwei Jahre auf Tour zu gehen mit elf Freundinnen und noch Jungfrauen zu sein? (lacht) Das ist der Kölner Dom. Dort die drei Kronen stehen für die Stadtwachen. Dann die Farben. Schwarz, Weiß und Rot. Der Pink-Touch steht für die Lebensfreude, Fröhlichkeit und Weltoffenheit, die es in Köln gibt. Meinen Stil selber, den habe ich ja in Köln und auf Reisen entwickelt. Das passt halt alles. Man findet solche Arbeiten von mir ja in Köln.

rap.de: Nimmt man der Kunst, wenn man sie so durchorganisiert, nicht auch etwas von ihrer Faszination?

Seakone: Ich habe das euch jetzt nur so detailliert erklärt, weil ihr ja hier ein HipHop Medium seit. Den Mainstream Medien werde ich das nicht so ausklamüsern.

rap.de: Links neben dir hat Jonone extrem Oldschool gemalt. Wie findest du das?

Seakone: Ich finde es cool. Ich respektiere ihn ganz stark für das, was er tut und für was er steht. Das finde ich so toll, dass sich die ganzen Styles gegenseitig befruchten. Ich stehe überhaupt nicht drauf, wenn Leute in meinem Style malen. Wenn die den 3D-Style adaptieren. Ich male lieber mit Leuten, die einen eigenständigen Style haben und der kann völlig anders sein.

rap.de: Du bist ja jetzt der Einzige von den Jungs, der kein Wholecar gemacht hat…

Seakone: Wollt ihr mich jetzt fragen ob das real ist? (schmunzelt noch)

rap.de: Aber machst du es dir nicht einfach? Die anderen hauen alles voll und du nicht. Ds wurde ja jetzt hier explizit als Wholetrain-Aktion angekündigt.

Seakone: Das war keine Wholetrain Sache. Das habt ihr als Berliner so gelesen!

rap.de: Na ja, so stand es zumindest im Pressetext und da vorne am Eröffnungsschild steht es auch.

Seakone: Dann müsst ihr den Leuten jetzt halt erzählen…

rap.de(Tinka): …dass Seakone die Leute verarscht! Wenn das der Damion Davis wüsste.

Seakone: (gereizt) Dem kann ich ja mal einen Wand machen, dann gucken wir mal!

rap.de: War das ein Damion Davis Diss?

Seakone: Nee, überhaupt nicht. Such doch nicht immer nach dem Negativen!. Also in Seakland, und ihr seid gerade alle in Seakland, denn ihr steht gerade vor meinem Bild, in meiner Realität, sieht so ein Wholetrain aus. Anders ausgedrückt: Ich finde es geil, Elemente aufzunehmen. Und der Zug bietet halt viele davon. Mit dem Grau und Rot, also warum soll ich das ganze Ding platt machen, wenn man es so schön integrieren kann und immer noch eine massive wuchtige Wirkung hat? Außerdem, das was ich gemacht habe, haben die anderen nicht gemacht und nur so hebt man sich voneinander ab. Das ist dich ein klassisches Ding im Graffiti: Alle malen eine Hall bunt, du malst deine Schwarz/Weiß.

rap.de: Ein weiteres Ding im HipHop ist ja auch, dass man sich selbst immer am besten findet. Ist das bei dir auch so?

Seakone: Man muss an sich selber glauben und das was du tust. Dann läuft es im Leben auch eigentlich immer ganz gut. Dann findest du auch Leute, die es attraktiv finden. Ich bin in meiner Realität der Beste und auch der einzige. Es gibt genug Leute, die meinen Stil übernehmen und die blenden denn auch in meine Realität ein. Auf der einen Seite sind es Fans, auf der andere herrscht da ein zwiespältiges Verhältnis. Es gibt besser und schlechter, aber es gibt auch anders. Wenn man den Hintergrund der Leute kennt, zum Beispiel bei Jonone, dann ist es für mich anders. Wenn du eine Ausstellung hast, da hast du verschiedene Leute mit verschiedenen Aktionen, aber eben auf dem selben Niveau, die alle in der Szene Anerkennung genießen. Du kannst hin gehen wo immer du willst und die Leute sagen “Ey Seak, Hammer!“. Und dann haben die sich gefreut, dass die meinen Style kopieren können und das dann weiter machen können.

rap.de: Warum hast du mit Stiften gearbeitet und was ist da mit diesen Haaren? Sind das überhaupt Haare?

Seakone: Ein bisschen schon.

rap.de: Gut. Warum?

Seakone: Weil ich ein sehr männlicher Mann bin (Gelächter bricht aus). Nein, weil ich die Haare erfunden habe im Graffiti und auch die Antennen und auch diese Kugel-3D-Geschichten gehen auf meine Kappe. Ist ja klar, dass ich hier in meinem Stil male, weil der Wiedererkennungswert hoch ist.

rap.de: Noch abschließende Wort für rap.de?

Seakone: Ja rap.de ist eine coole Sache. Vor Jahren war ich mal nicht ausgelastet als Künstler und wollte Interviews machen für euch. rap.de: Macht weiter so! Verlinkt mich ordentlich! Ja und wenn ihr mal nach Köln kommt Mädels, zeig ich euch mal was real ist… (schmunzelt)

Einen weiteren Text dazu und das Interview von hier, Fotos von hier