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Keith Haring Todestag

Heute vor 20 Jahren verstarb Keith Haring. Dazu unten ein Artikel aus den News. Wer sich mit Keith Haring noch nicht wirklich auseinandergesetzt hat und mehr wissen will den legen wir nochmals die Dokumenationn “Das Universum des Keith Haring“ans Herz, sehr empfehlenswert!

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Vor 20 Jahren starb der Graffiti-Künstler Keith Haring (yahoo news)

Sein strahlendes Baby krabbelt um die ganze Welt, seine Figuren werfen ihr Herz in die Luft, und seine Männchen protestieren gegen die ignorante Aids-Politik. Die Graffitis von Keith Haring sind in den 80er Jahren allgegenwärtig. Vor 20 Jahren, am 16. Februar 1990, ist der Künstler in New York gestorben. Diesen Artikel weiter lesen

In der US-Metropole hat der Junge vom Land eine unglaubliche Blitzkarriere gemacht. 1958 in der tiefen Provinz von Pennsylvania geboren, ist Haring wohlbehütet aufgewachsen «als Kind des Atomzeitalters in einem warmen Wohnzimmer», wie er es beschrieben hat. Zusammen mit seinem Vater begeistert er sich für Comics, liebt Zeichentrickfilme und wählt sich Mickey Mouse zum Idol. In Pittsburgh beginnt er Ausbildung zum Grafiker, entflieht der kleinbürgerlichen Heimat aber bald nach New York. Dort experimentiert er an der School of Visual Arts mit Video und Performances. Abends zieht der Student mit der runde Brille und den schütteren Locken durch die Clubs der schwulen Szene.

Auf leere Werbeflächen in der U-Bahn malt Haring erste Kreidefiguren. Seine lustigen Männchen und eckigen Hunde tanzen und hopsen über die grauen Tafeln. Ihre einfachen Umrisslinien sind im Vorbeifahren schnell und intuitiv zu verstehen. Diese Graffitis sollen gute Laune verbreiten. Eher verdrossen reagiert allerdings die Polizei, die Haring wegen Sachbeschädigung wiederholt festnimmt.

Babyfigur am Times Square

Anfang der 80er Jahre werden seine Männchen außerhalb der U-Bahn-Schächte in den Galerien von Manhattan zum Erfolg. Seine frischen Bilder verknüpfen die Straße mit der etablierten Kunst. 1980 krabbelt sein Baby im Strahlenkranz sogar als Animation über den Riesenbildschirm am Times Square. Die Figur wird zu seinem bekanntesten Icon, seinem Markenzeichen.

Wie andere Pop Art Künstler, entnimmt auch Haring seine Piktogramme der Alltagskultur. Doch er belässt es nicht beim bloßen Zitat, die Figuren werden eingebunden in ein eigenes Symbolsystem. Seine mutierten Micky-Mäuse formen goldene Ebenbilder von sich selbst. Haring kommentiert immer wieder die Verehrung von Idolen und Phänomene der Massenkultur. Nach der Ermordung von John Lennon malt er einen Mann mit einem großen Loch im Bauch, durch das wilde Hunde springen. Er hinterfragt kritisch soziale Probleme, scheut aber nicht den seichten Kommerz. Für Swatch entwirft er eine Plastik-Uhr und für Wodka Absolut eine Anzeigenkampagne.

Mit der Teilnahme 1982 an der documenta 7 in Kassel kommt Haring zu weltweiten Ehren. Daneben arbeitet er mit Künstlern wie Madonna, Grace Jones, Yoko Ono und Andy Warhol. Er entwirft Bühnenbilder und Kostüme und formt aus Stahl bunte Skulpturen, die wie überdimensionale Spielfiguren wirken. Am Checkpoint Charlie malt er auf die Berliner Mauer Männchen in Schwarz, Rot, Gold.

Seine Bilder werden inzwischen zu Höchstpreisen gehandelt, es kommt zu einer regelrechten Preisexplosion. 1986 beginnt Haring selbst mit der kommerziellen Vermarktung: In einem «Pop Shop» verkauft er T-Shirts, Einkaufstüten und Buttons an die breite Masse. Während seine Gemälde immense Summen erzielen, arbeitet er nebenher weiter gratis für soziale Projekte und Protestgruppen. Die Kunstwelt findet er einfach nur furchtbar, furchtbar langweilig. Er protestiert gegen Atomenergie, Apartheid und Drogenmissbrauch. Mit einer eigenen Stiftung unterstützt er Kinderprogramme und Hilfsprojekte gegen Aids.

Aids-Erkrankung beflügelt seine Schaffenskraft

1988 hat Haring von seiner eigenen HIV-Infektion erfahren. Er engagiert sich stark in der «Act Up»-Bewegung, die sich mit Straßenkunst kämpferisch gegen die offizielle Aids-Politik auflehnt, ihr Slogan «Schweigen = Tod».

Die Gemälde von Haring werden jetzt immer düsterer und komplexer. Unter Tränen verschlingen sich die Figuren gegenseitig. Motive von Elend, Gewalt, Erlösung und Jenseits spiegeln die traurige Seite der Gegenwart, denn Aids hat Angst und Tod in die junge New Yorker Kunstszene geschleppt.

In seinen letzten Jahren malt Haring wie ein Besessener. «Das einzig Gute an der ganzen Sache ist diese wirkliche Intensität, die die Krankheit den Menschen angesichts der kurzen Zeit, die ihnen bleibt, aufnötigt», kommentiert er 1988 seine Situation. Keith Haring stirbt am 16. Februar 1990, im Alter von 31 Jahren, in seiner Wohnung am Broadway.

Der Kunstmarkt spielt auf grausame Weise mit seinem Tod, unmittelbar vor und nach seinem Ableben schnellten die Preise in astronomische Höhen. Seine Strichmännchen waren inzwischen Teil einer weltweiten Pop-Kultur. Wie eine SMS übermitteln sie kurze, einprägsame Botschaften. Die modernen Hieroglyphen machten Keith Haring zu einem Star, der einmal sagte: «Alles, was man macht ist eine Sucht nach Unsterblichkeit.»

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