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SoKo Graffiti Frankfurt

“Den Graffiti-Schmierern auf der Spur”, ein FR Artikel über die SoKo Graffiti Frankfurt


Den Graffiti-Schmierern auf der Spur
Von Georg Leppert (FR-online.de)

Das Foto in ihrem Büro lässt schmunzeln. Ein Fahrkartenautomat an der S-Bahnstation Louisa ist darauf zu sehen. Ein Sprayer hat das Gerät so dabei verziert, dass es aussieht wie die Karikatur eines Polizisten. Mütze, Jacke, Hose, Schuhe, sogar das Polizeiabzeichen hat der Künstler auf den Automaten gesprayt. “Dass jemand so etwas kann, erkenne ich an”, sagt Cornelia Jordan, in deren Zimmer das Bild hängt. Und doch ist der besprühte Automat für Jordan in erster Linie kein Kunstwerk, sondern ein Tatort. Die 39-Jährige ist Polizeioberkommissarin und leitet die Ermittlungsgruppe Graffiti.

Vor acht Jahren richtete die Polizei die Gruppe ein. Und schnell stellten sich erste Erfolge ein. Die Aufklärungsquote stieg, die Zahl der Graffiti ging zurück. Doch seit zwei Jahren haben Jordan und ihre Kollegen wieder deutlich mehr zu tun. Von 2006 bis 2008 hat sich die Zahl der Anzeigen von Graffiti-Schmierereien verdoppelt. 1730 Fälle wurden im vergangenen Jahr gemeldet. Sofern die Ermittlungsgruppe einen Verdächtigen feststellen konnte, erwartet ihn ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung. Denn juristisch wird ein Graffiti behandelt wie eine eingeworfene Fensterscheibe oder ein aufgeschlitzter Sitz im Bus.

Zeit für einen Streifzug durch die Umgebung. Jordan, ihr Kollege Ralf Kraus und Rüdiger Spatz, der als Beamte der Stadtpolizei der siebenköpfigen Ermittlungsgruppe angehört, schauen sich in der U-Bahnstation Miquel-, Adickesallee um. “Hier muss man freie Flächen suchen, fast alles ist bemalt”, sagt Oberkommissar Kraus und zeigt auf einige Wände, die über und über mit Schriftzügen beschmiert sind. Zu lesen sind Wörter wie “Phase”, “Ultras” oder “Pain”. Wobei “Pain” nicht mehr aktiv ist. Die Polizisten haben den jungen Mann, der sich immer an irgendeiner Wand mit diesem Schriftzug immer verewigte, vor kurzem festgenommen. 126 Taten konnten sie ihn nachweisen. “Das wird richtig teuer”, sagt Cornelia Jordan.

Weil die Schäden bei der VGF steigen, zeigt sie vermehrt an

Mehrere zehntausend Euro gibt die Verkehrgesellschaft Frankfurt jedes Jahr aus, um Graffiti zu beseitigen. Den Schaden möchte sich die Gesellschaft so weit wie möglich ersetzen lassen. Deshalb geht sie verstärkt gegen Sprayer vor, stellt mehr Anzeigen denn je. Auch ein Grund dafür, dass die Fallzahlen gestiegen sind.

Szenenwechsel. Jordan, Kraus und Spatz schauen sich die Wänden von leer stehenden Häusern an der Eschersheimer Landstraße an. Die Graffiti an den Fassaden der ehemaligen US-Kasernen sehen schon mehr nach Kunst aus als die Edding-Schriftzüge in der U-Bahnstation. Zumindest sind sie farbig. “Rage”, “Pisa” und “NN” haben die Sprayer an der Hauswand hinterlassen.

Die Beamten der Ermittlungsgruppe haben gelernt, auf Details zu achten. Wie sehr ist welcher Buchstabe geschwungen? Wie ausgeprägt ist die Bombing Line, eine Wellenlinie, die oft bei größeren Graffiti dabei steht? Die Antworten auf diese Fragen geben Jordan Hinweise auf den Täter.

Sprayer gibt es in allen sozialen Schichten

Wie er aussieht, der klassische Sprayer? Cornelia Jordan ist das oft gefragt worden. “Das Problem ist: Den typischen Graffiti-Sprayer gibt es nicht”, entgegnet sie. In der Szene seien alle sozialen Schichten vertreten. Vorbei seien auch die Zeiten, als die Täter fast immer Jugendliche waren. Im harten Kern der Szene, die nach Jordans Schätzung aus knapp 50 Sprayern besteht, gibt es auch Täter über 21 Jahre. “Meistens waren die mal aktiv, haben dann Pause gemacht und wollen jetzt wieder Fuß fassen.”

Der Täter-Opfer-Ausgleich, den die Staatsanwaltschaft mittlerweile anbietet, richtet sich indes nur an jugendliche Ersttäter. Wenn sie sich mit dem Geschädigten einigen und das Graffito beseitigen, kommen sie um ein Strafverfahren herum. Mitunter werde den Sprayern dann erst klar, was für einen Schaden sie angerichtet haben, sagt Jordan. “Die brauchen Stunden, um einen Schriftzug wegzumachen, den sie in einer Minute gesprüht haben.”