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OS GEMEOS Interview [DEUTSCH]

Wir haben uns mit den Twins aus São Paulo über legale Wholetrains, Inspiration und Biting, Urban Discipline, die Anfänge in den Achtzigern und vieles mehr unterhalten. Das OsGêmeos Interview über die frühen Anfänge der Beiden, 1987 um genau zu sein. OsGêmeos haben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die brasilianische Szene und letztenlich auch international ausgeübt. Jeder kennt die gelben Character und die signifikanten Styles mit dunkelroten Outlines. Wer mehr über Otavio und Gustavo erfahren will liest sich am besten unser Interview mit den beiden symphatischen Südamerikanern durch. (ENGLISH VERSION)

Hallo Jungs, ganz kurz als Einführung für alle die es nicht wissen. Für was steht OsGemeos!?

OsGemeos steht für Zwillingsbrüder, für Familie, Freunde, leben in einer gemeinsamen Welt mit gleichen Träumen und Zielen. One World, One Voice

Wie fing alles an, wann beginnt die OsGemeos Story? Habt ihr zusammen angefangen, zur selben Zeit?

Ja, wir haben zusammen angefangen. 1987. Schon in unserer Kindheit haben wir alles zusammen gemacht. Wir sind halt Zwillingsbrüder. Die Gemeinsamkeiten waren schon immer da. Wir haben zusammen gespielt, wir haben gelernt alles gemeinsam zu machen. In den Achtzigern kamen wir mit dem HipHop Ding in Berührung. Wir waren BBoys, haben ein wenig gerappt und natürlich auch angefangen mit Graffiti. Grundsätzlich muss man wohl auch wissen wie das hier alles gelaufen ist damals. Brasilien war schon immer ein hartes Pflaster. 1986, wir erinnern uns, keine Kohle, wir hatten keine Möglichkeit an Sprühdosen zu kommen. So haben wir gelernt mit Alternativen zu arbeiten. Streichfarbe zum Beispiel. Wir nutzen Streichfarbe um die großen Bereich zu füllen und versuchten mit den wenigen Sprühdosen unsere Outlines ziehen zu können. Das hat meistens ganz gut geklappt. The cheap way to do graffiti in the streets of brazil.

Wie war das damals, hattet ihr Vorbilder? Wer war schon vor euch da und wenn überhaupt wie sah das aus?

Ja klar, es gab schon einiges zu sehen damals. Arbeiten von John Hoard, Tupi Nao Da, Alex Valauri, viel Schablonen Graffiti, viel Freestyle Kram.

Also klassische Graffiti Writer oder?

Nein, wir und einige andere haben angefangen mit diesen typischen HipHop Graffiti. Also Buchstaben plus BBoy Character. Diese Szene entwickelte sich auch langsam, wir hatten eine Writersbench “Metro Sao Bento”, ein Platz an dem alles aufeinander getroffen ist, täglich. Bboys, Rapper, DJs und Writer. In alter Manier halt. Das war so um 1986-1988

Wenn ihr heute zurückschaut, es war ein wichtiger Teil eures Lebens?

Oh mann ja, klar! Es war eine magische Zeit an die man sich gern erinnert. So viele große Namen die uns immer wieder zurückversetzen in diese Zeit: Thaide Dj, Hum, Racionais und so viele mehr

Hattet ihr damals schon Graffiti Medien, also Magazine oder sogar Bücher?

Schau, es war sehr schwer für uns Informationen zu bekommen. 1988 haben wir zum ersten mal Subway Art und Spraycan Art in der Hand gehabt. Zwei wichtige Bücher wie wir finden.

Sonst gab es nichts?

Nein nicht wirklich, es war ja noch weit vor der Zeit des Internets. Aber 1994 kam BarryMcGee aka Twist das erste Mal nach Sao Paulo. Barry hat uns eine Menge gezeigt, wir haben viel von ihm gelernt. Er hat uns den Film Style Wars gezeigt. Und er hat uns letztendlich zum ersten Mal diese verdammt guten Tags, Throwups und Fatcaps erklärt. Das war für uns damals wirklich neu. Also ihr seht schon, es hat lange gedauert bis wir uns entsprechend vernetzen konnten um zu lernen, Inspiration zu sammeln und letztendlich auch über unseren Weg etwas klarer zu werden. Wir meinen das alles kam immer von den richtigen Leuten und wir sind denen heut noch sehr dankbar. Wir haben gelernt, immer zusammen.

Each One Teach One, das gabs also tatsächlich.

Ja klar, auch heute noch. Wir machen auch viele Workshops hier, in der Zona Sul, Norte, Leste und Oeste. Brasilien hat eine Menge Potential und zur Zeit kommen wirklich viele neue großartige Talente an den Start! Brasilien hat allgemein eine sehr talentierte Szene wie wir finden.

Wie waren die Neunziger? Habt ihr jemals daran geglaubt dass dies alles mal einen Lebensinhalt füllen kann?

Nein, eigentlich nicht. Bis 1994 oder 1995 haben wir viel gejobt. Das ist ja noch nicht sehr lange her. Wir haben gekellnert, in Banken und Bars gearbeitet. Wir haben versucht uns irgendwie über Wasser zu halten. Wir mussten das tun, wir lebten bei unserer Mutter. Sie brauchte viel Hilfe, im Haushalt und überhaupt. Es blieb uns nichts anderes übrig.

Wann hat sich euer Leben dann geändert?

Das war so Ende 1995. In dieser Zeit haben wir nach wie vor viel gemalt. Wir hatten das Gefühl unseren eigenen Stil gefunden zu haben, in unserer eigenen Welt die uns niemand nehmen kann. Wir haben viel nachgedacht warum wir das alles machen und für was. Dann war es ein weiteres Mal Barry welcher uns maßgeblich inspiriert hat. Mit seinem Stil zu Leben. Er war einer derjenigen welcher von seiner Kunst, seinem Stil leben konnte, schon damals vor vielen Jahren. Für uns war das damals eine surreale Sache. Wir haben zwar den ein oder anderen Graffiti Job gemacht der uns ein paar Taler eingebracht hat aber es war niemals in dem Umfang um davon leben zu können. Store Dekos, einige illustrative Jobs, einige Fassaden, Murals und so weiter. Es war aber auch die Zeit in der wir wirklich sehr sehr viel in den Straßen Sao Paulos gemalt haben: Wir haben gelernt die Straße als Sprachrohr zu nutzen, eine Möglichkeit OsGemeos und die Idee dahinter zu “übersetzen”.

Seid ihr eigentlich immer zu Zweit? Also macht ihr alles allein oder habt ihr bei größeren Aktionen Hilfe?

Wir haben alles allein gemacht, selbst erarbeitet. Zusammen. Wenn wir heutzutage in Galerien ausstellen haben wir aus Zeitgründen manchmal etwas Hilfe um mit zu füllen, paar Stencils zu machen oder so, aber das Meiste machen wir schon selbst.

Eure Farbe ist gelb oder? Warum?

Gelb und Dunkelrot, das sind unsere Favoriten ja. In Sao Paulo haben viele Writer ihre eigene Farb Identifikation. Das hat sehr früh angefangen. Es ist wie eine Art Wiedererkennungswert, manche haben Schwarz und Weiss gewählt, manche eine andere, wir halt Dunkelrot und Gelb. Das ist unser Markenzeichen. Wir glauben daran in einer “orangenen Zeit” geboren zu sein, im Jahr 1974.

Was bevorzugt ihr heute, Streiche oder die Sprühdose?

Ach eigentlich beides.

Wie habt ihr euch damals mit Europa und der Szene vernetzt?

In den Neunzigern waren wir auf Reisen, in Argentinien. Um Trains zu machen. Da haben wir erfahren dass Loomit in Sao Paulo sei und wir machten uns sofort auf den Weg zurück in die Heimat. Loomit war schon immer ein großer Name für uns, wir wollten ihn unbedingt kennenlernen. Er ist ein faszinierender Künstler und Mensch. Originell und Professionell. Wir haben ihn dann treffen können, einige Wände organisiert und gemalt. Wir haben von Loomit viel gelernt, es war eine gute, lustige Zeit mit ihm! Später dann hat er uns nach Deutschland eingeladen. Wir sind nach München geflogen.

Und wie war die Zeit in Deutschland?

Nun, wir wussten nicht viel über Deutschland und München. Wir haben einige Fotos gesehen, kannten auch ein Buch mit alten Graffiti Kram aus München, aus dem Jahr 1989. Aber das hat eigentlich nicht gereicht um wirklich viel zu wissen. Wir sind mehr oder weniger mit großen Erwartungen nach Deutschland geflogen. Loomit hat uns vom Flughafen abgeholt und uns direkt zum Oktoberfest gebracht. Jeder von euch weiß ja sicherlich dass man Deutschland nicht besser kennenlernen kann. Unser Freund Peter und Loomit waren die perfekten Gastgeber! Wir haben wieder viel gelernt in der Zeit. Und wir haben viel mitgenommen von dieser Reise. Wir wurden eingeladen um auf dem ISART Festival zu malen, zusammen mit Mode2, Espo und Reas aus New York, Neon, Codeak, Daim, Toast, einige Writer von der Färberei, es waren sehr viele interessante Leute am Start. Wir kannten Mode2, Pride oder auch Bando Pieces aus Büchern, diese Leute dort live malen zu sehen war eine großartige Erfahrung für uns. Wir haben schnell gemerkt dass wir alle im gleichen Boot rudern, nur eben auf verschiedenen Flüssen welche sich ab und zu kreuzen. Der Austausch untereinander war groß, Styles, Meinungen, Ansichten, Fotos, ein großer internationaler Writers Corner. Es war fresh.

Nachdem ihr nun fast die ganze Welt bereist habt, wo hat es euch am besten gefallen, sagen wir mal in Berlin oder New York?

Beides, beide Städte sind großartig. Berlin ist eine wunderbare Stadt, so viele gute Writer und unzählige Stylevariationen. New York ist wo alles angefangen hat, eine sehr spezielle Stadt, gute Writer, viel Geschichte. Dort gibts immer wieder was neues zu entdecken!

Bleiben wir mal in Deutschland. Anfang der 2000er hattet ihr die Möglichkeit an der Urban Discipline in Hamburg teilzunehmen. Hier zählen diese Events heute noch viel, es waren erste Erfahrungen, viele bezeichnen Urban Discipline immer noch als Meilenstein, was meint ihr dazu?

Ja, diese Ausstellung war sehr wichtig für uns. Und wir sind immer noch sehr dankbar über diese Möglichkeit damals. Auch dort haben wir wieder sehr viele interessante Writer aus Deutschland und ganz Europa kennenlernen dürfen. Dank Daim, Tasek, Daddy Cool, Stohead und vielen anderen, die wirklich hart dafür gearbeitet haben. Wir wissen das, es war ein Kraftakt das alles möglich zu machen. Es ist alles sehr angenehm abgelaufen, jeder hat jedem geholfen, keine Competition untereinander, es war wirklich eine sehr gute Stimmung. Es war schön unseren Beitrag leisten zu können und im Rahmen der Ausstellung ein Stück brasilianisches Graffiti zeigen zu können. Wir haben sehr schnell bemerkt dass viele noch nicht einmal wussten dass es in Brasilien Graffiti gibt geschweige dem etwas von dem Leben bei uns. Einige haben unsere Arbeiten damals auch gar nicht verstanden. Wir haben immer noch viel Respekt vor dem was damals in Hamburg passiert ist. Ein großartiges Projekt mit einer großartigen Geschichte dahinter. Urban Discipline ist wohl tatsächlich eine der ersten und immer noch größten je durchgeführten Galerie Ausstellungen gewesen welche Graffiti Art, Style und eine professionelle Präsentation perfekt und erfolgreich miteinander verbunden hat. Für viele war dieser Event ein wichtiger Schritt für mehr, Daniel Man, Daim und auch Banksy!

Und jetzt, nach so vielen Jahren und Ausstellungen, Büchern, Filmen. Graffiti Art 2010 für euch bedeutet….?

Art In Consequence

Oder anders: Was ist Kunst?

Das wissen wir auch nicht. Wir sind jetzt 36 Jahre alt, und wir wissen immer noch nicht was Kunst ist. Sorry. Wir wissen dass wir lieben was wir tun, weil wir frei sind und machen können was wir wollen. Das ist eine großartige Sache, niemand sagt Dir was man zu tun hat, wo und wann. Keine Kritik, kein Kurator oder Sammler kann unsere Einstellung oder das an was wir glauben ändern. I have to do it for and with my brother and he have to make it for me, thats it.

Verstehe

Es ist halt nicht einfach zu beantworten, viele Leute bezeichnen das was wir machen als Kunst, vielleicht ist Kunst was keine Kunst ist, wer weiß..

Eure Buchstaben und Character sind sehr einfach zu erkennen. Der Wiedererkennungswert ist sehr hoch. Das ist heutzutage selten. Würdet ihr das was ihr da macht als typischen brasilianischen Style bezeichnen? Eure Inspiration damals hatten wir ja schon, aber was inspiriert euch eigentlich heute noch?

Schwierige Frage, brasilianischer Style ist wohl mindestens so vielfältig wie das Land selbst. Unsere eigentliche Inspiration ist das tägliche Leben und unsere Träume. Brasilien ist wie erwähnt sehr verschieden, in der Kultur, in vielen Aspekten. Wir sind in Sao Paulo aufgewachsen, wir haben in den Straßen gelernt und lange Zeit mit dem Spirit gelebt und geniessen das auch immer noch. Alles was wir wissen haben wir selbst entdeckt. Graffiti hat uns viele Türen geöffnet, wir sind durchgegangen und haben uns inspirieren lassen, von anderen Kulturen und Sitten. Manchmal repäsentieren wir den schlichten Stil eines verrückten Lebens, manchmal hinterfragen wir, manchmal schreien wir es einfach heraus. Wie eine Stimme derer welche nichts sagen können. Über die Straße kommunizieren wir in verschiedener Art und Weise. Manchmal fühlen wir uns selbst zu Hause wie Aussenseiter, das alles wird verarbeitet und es inspiriert uns. Etwas was uns die Straße gelehrt hat ist: Du kannst dich als Fake nicht lange halten, schnell wirst Du demaskiert. Dann bist du aus Glas, jeder kann durch dich durchschauen, reinschauen. Du musst das beschützen an was du glaubst, die Wände, die Züge geben Aufschluss darüber wer Du bist. Nicht die Leute drum herum. Die Wände kommunizieren und senden Nachrichten, nicht die Medien. Medien verwirren eine Kultur und verstehen die Menschen nicht. Graffiti wirkt entgegen der Globalisierung und schnellebiger Kultur, das ist was die Leute verrückt macht. Alles was die Straße kommuniziert kommt auch irgendwie in der Gesellschaft an. Egal was es ist, Graffiti, whatever. Und genau das beeinflusst wiederum die Zukunft. Was den Einfluss unsere Character angeht kann man schwierig erklären, das ist zu komplex. Zu viel spielt da mit ein, das Leben, Tritez, also unsere eigene Welt.

Wo ist der Unterschied zwischen Biting und Inspiration?

Den gibt es auf jeden Fall. Wir haben auch mal gebitet, am Anfang. Von Filmen und Büchern. Das war gar nicht so unwichtig um ein gewisses Gefühl zu bekommen. Schnell aber brauchst du das nicht mehr, wir haben dann sehr bald an unserem eigenen Stil gearbeitet, Stück für Stück. Biting ist etwas unkreatives, Inspiration hingegen ist eine hilfreiche Sache um kreativ zu werden.

Wie denkt ihr heute über das klassische Stylewriting, ist das eine faszinierende Sache für euch oder war es das jemals?

We love good handstyles…style is very important! Nicht nur die Quantität, der Style selbst fasziniert uns seit eh und je. Diese Linien zu ziehen, die Verbindungen, die Konstruktion der Buchstaben, das ist wahrlich faszinierend! Wir lieben Tags, das Bomben, Throwups. We love that, and we love to do it simple. Nicht allzuviele Farben, dezenter Background, nur die Buchstaben zählen. Thats it.

Und wie hat sich das letztendlich auf den OsGemeos Style ausgewirkt?

Unsere Buchstaben haben sich stark verändert mit der Zeit. Wir haben mit traditionellen Wildstyle angefangen. Wir meinen eine Menge Einfluss in unseren Buchstaben zu haben, ein großer Mix. Das ist gut für Buchstaben, Buchstaben brauchen Einfluss. Das E zum Beispiel hat eine Menge Ausdruck und eine gewisse Balance, das S kann sehr glücklich aussehen aber man kann es auch sehr aggressiv darstellen. Buchstaben müssen unserer Meinung nach sprechen, kommunizieren. Das ist zeitweise sehr irreführend, man bemerkt es nicht aber manchmal ist da jemand hinter den Buchstaben, er schaut Dir in die Augen, du siehst ihn nicht, aber er Dich.

Sagen wir mal ihr müsstet wählen, ein Zug, eine große Wand, eine Leinwand, ihr müsstet euch entscheiden

Das geht nicht. Das hängt zum Einen von vielen Dingen ab, welcher Tag und mit welchem Bein man aufsteht. Zum Anderen sind das ja so verschiedene Dinge. Wir trennen das sehr stark. Das sind zwei verschiedene Welten. Was da in Galerien und Museen passiert gehört nicht in unsere Graffiti Geschichte. Sicherlich sind das die Dinge welche uns groß gemacht haben in der Kunstszene, unsere Character, die Background Designs, die Geschichten dazu, die Konzepte, die Skulpturen und Installationen. OsGemeos Style, also unsere Buchstaben jedoch waren nie der Grund in eine Galerie zu gehen. Das gehört auf die Straße, wir können das nicht ausstellen. Einige machen das, wir selbst wollen das aber nicht. Das trennen wir seit eh und je. Wir meinen der Grund unseres Erfolges sind die Character, und alles was um diese passiert. Versteht ihr? Also diese Frage können wir nicht beantworten weil wir diese uns selbst auch nie stellen würden.

Verstehe, bleiben wir mal in diesem Bereich. Was gibts am Ende des Horizonts zu sehen, was kommt von euch, wo liegt der Fokus?

Wir werden sicherlich weiter unseren Weg gehen, viele weitere Ausstellungen. Und wenn es die Zeit erlaubt weiter in den Straßen malen. Es ist manchmal traurig dass uns dafür schlichtweg die Zeit fehlt und wir irgendwie überleben müssen. Ihr müsst wissen die Gesellschaft ist immer noch sehr weit weg von Graffiti, niemand versteht wirklich was wir alle da draussen machen. Das ist und bleibt wohl noch sehr lange so. Jeder der meint Graffiti hat diesen Weg in die Galerien tatsächlich eingeschlagen hat Unrecht, das stimmt nicht. Es ist eine ganz andere Atmosphäre, nicht zu vergleichen mit dem was im urbanen Raum passiert. Das ist der Grund warum wir weiter nach Wegen und Möglichkeiten suchen unsere Arbeiten durch andere Medien und Ideen darzustellen. Wir werden weiterhin an unseren Skulpturen, Leinwänden und Installationen arbeiten. Und dabei nicht vergessen wo wir herkommen und welche Freiheit in der Straßenkunst selbst steckt.

Wir haben bereits vor einiger Zeit über die Wholetrains berichtet, welche unter legalen Umständen von euch und vielen anderen gemalt wurden, könnt ihr uns darüber mehr erzählen, wie bekommt man für sowas eine Genehmigung?

Oh das ist eine sehr lange Geschichte und es hat sehr lange gedauert das möglich zu machen.

Ok, wir sind ganz Ohr

Ok, wisst ihr Brasilien ist ein Land von Gegensätzen. Vieles hier ist anders, manchmal total abgefahren, manchmal gewaltvoll, wir haben sehr hübschen Frauen hier, großartiges Essen, ein Paradis und Hölle zugleich. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns gedacht es muss doch auch möglich sein einfach mal zur Zuggesellschaft in Sao Paulo zu rennen und zu fragen, ob es denn möglich sei deren Züge zu bemalen. Lange Gesichter als wir denen von unserem Vorhaben erzählten und unsere Präsentation abgegeben haben. Viele Fragezeichen in den Köpfen der Zuständigen. Es hat uns sehr viel Überzeugungsarbeit gekostet. Ein großes Problem war das Übermalen der Fenster, was für uns aber wichtig war. Wir haben denen viel darüber erzählt, die Farben seien transparent, leicht zu entfernen, blabla. Irgendwie haben wir es geschafft, allerdings eben nicht wirklich eine Einigung erzielt bezüglich der Fenster, das war eine Art Grauzone. Die Porto Alegre Subway ist dann auch aufgrund vieler Beschwerden der Fahrgäste nur 2 Tage gefahren und dann gings ab ins Buff. So ging das alles los, wir sind dann von Stadt zu Stadt gerannt, haben überall entsprechende Überzeugungsarbeit leisten können, das ging alles sehr schnell. Damit nicht irgendwer es sich doch noch anders überlegt. Ja und so entstanden am Ende 14 Wholetrains, 25 EndtoEnds in verschiedenen brasilianischen Städten.

Unglaubliche Geschichte, fast undenkbar hier in Europa

Ja, wir wissen dass diese Aktion einzigartig war. Es wird einen Film darüber geben “THe Wholetrain Project” und auch ein Buch ist in Arbeit.

Wir sind sehr gespannt! Nun Jungs, wir haben von euch fast alles gesehen was man als Graffiti Writer so alles machen kann, von Zügen über große Murals und sehr erfolgreiche Ausstellungen. von was träumt ihr, was sind die Ziele?

Die Zukunft hat Gott in der Hand, wir tun unser Bestes. Geniessen jeden Moment unseres Lebens und geben unseren Arbeiten und Charactern weitehrin viel Liebe. Wir haben uns einiges selbst verdient, erwarten jedoch nichts und von niemanden. Wir hoffen weiterhin etwas ungewöhnliches bieten zu können, etwas was anderen gefällt. Die letzten 15 Jahre waren verrückt, es hat lange gedauert bis die Welt uns wahrgenommen hat. Es ist die Zeit wisst ihr. Zeit ist so wichtig. Zeit ist die beste Antwort auf alles. Zeit macht Leute zu dem was sie sind, die Zeit bringt die Wahrheit und alles was Zeit braucht ist etwas besonderes. Alles ist so schnellebig heutzutage, wir können uns noch gut an die alten Zeiten erinnern als wir Fotos noch per Post ausgetauscht haben. Wie sich doch alles geändert hat. You have to have a passion and do your best, always. Walk in the line and do not loose time with bullshits! Viele verlieren zu oft wichtige Zeit mit Bullshit…

Seid ihr eigentlich jemals in Russland oder Osteuropa gewesen? Falls ja was ist euer Eindruck?

Wir lieben Osteuropa! Wir waren vor 2 Jahren in Litauen. Übrigens, unsere Familie kommt aus Litauen. Wir haben dort eine Menge gelernt und uns beeinflussen lassen. Es gibt dort so viele neue Dinge zu entdecken und zu geniessen. Es war eine großartige Reise. In Russland waren wir leider noch nie aber wir würden sehr gern mal dort hin. Es scheint dort eine riesige Graffiti Szene zu geben. Gute Styles, hübsche Frauen, gutes Essen und Kultur! Ja, wir müssen da hin. Aber auch Finnland oder Schweden haben sehr gute Writer und Top Styles! Uns gefällt was dort im Norden Europas passiert


Kürzlich hast du mit Alex Fakso, dem Fotograf aus Italien zusammengearbeitet, für die Patricia Armocida Gallery in Mailand. Ihr habt ein sehr bekanntes Foto von Alex aus seinem Buch interpretiert. Wie kam es dazu?

Ja das war sehr witzig, das Resultat kann sich sehen lassen finden wir. Wir haben sehr großen Respekt vor Alex. Er ist ein großartiger Fotograf, immer ein gutes Händchen für den richtigen Klick in der richtigen Sekunde am richtigen Ort. Neben Alex haben viele gute Freunde in Italien!

Ihr selbst fotografiert aber nicht professionell oder?

Nein nicht wirklich, es gibt manchmal interessante Situationen um das, was wir in den Straßen dieser Welt so alles anstellen. Das versuchen wir dann schon einzufangen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen euch beiden? Gibt es einen?

Der eine mag Käse, der andere nicht. Der eine schneidet seine Haare, der andere nicht, der eine spielt Klavier, der andere Geige…doch es gibt Unterschiede

Bytheway, welche Musik hört ihr so?

Oh sehr viel, unterschiedlich, Hip-Hop, Reggae, Dub, Dubstep, Electronic, Experimental, Rock´n Roll, Punkrock, Folk, Electro Funk aus den Achtzigern….

Danke für das Interview Jungs!

Danke euch, und Respekt für eure Website, viele in Brasilien folgen dem was ihr hier schreibt und zeigt, ilovegraffiti!

Danke!

Mehr Photos hier: http://www.lost.art.br