Archiv

Pixeljuice Interview

Seinen Stil bezeichnet der Italiener als Low Brow Graffiti, der in Mainz lebende Writer im Interview über Hip Hop, das SAW Projekt und vieles mehr hier auf Rapspot gibts das komplette Interview


In breiten Kreisen wird Graffiti auch heute noch eher als Vandalismus bezeichnet, viele Anwohner ärgert es, wenn ihre Häuser beschmiert werden. Andererseits haben Künstler alá Banksy mit ihren gesellschaftskritischen Skizzen durchaus Erfolg. Was ist da für dich Vandalismus und was Kunst? Wo ziehst du da die Grenze?

Schwierig eine klare Grenze dafür zu finden. Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Jetzt hau mich mal einer tot, wenn Graffiti nicht genau das alles beinhaltet. Das viele Mitbürger Graffiti als Vandalismus und nicht als Kunst sehen, liegt einfach daran, dass sie keinen Bezug dazu haben und sich deshalb nicht damit identifizieren können. Die Graffitiszene ist auch sehr geschlossen und malt nicht unbedingt um gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Woran sich die Gesellschaft wohl am meisten an Graffiti stört, sind wahrscheinlich Tags und Bombings, welche nur eine Facette davon sind. Vielleicht auch weil sie nicht erkennen, dass genau dort ein ureigenes menschliches Bedürfnis liegt. Anderen zu zeigen, dass es einen gibt, dass man am Leben ist, eine Spur zu hinterlassen. Der Höhlenbewohner hat es mit der Darstellung seiner Umwelt getan. Genau das tun wir auch auf unsere Art und Weise. Jedoch muss ich einräumen, dass manche Sprüher blinde Zerstörung betreiben. Daher ist es ein schmaler Grat. Ich würde grob sagen, Vandalismus ist für mich sinnloses, unkreatives Verhalten mit Betonung auf unkreativ. Kunst hingegen das, was einen kreativen Prozess aufzeigt und Menschen zu einem Dialog führt.

Viele Städte und Gemeinden in Deutschland bieten jetzt verstärkt legale Walls an, an denen sich Writer austoben können. Hältst du das für einen wirkungsvollen Weg, gegen illegales Sprayen vorzugehen?

Ich glaube schon, dass Legalisierung von Flächen illegales Graffiti eindämmen kann, aber ich glaube nicht, dass es dadurch ganz verschwinden wird. Graffiti gehört nun mal auf die Straße. Jedoch bieten legale Flächen für viele die Möglichkeit, sich auszudrücken, sich zu verbessern und ein kreatives Ventil zu haben, ohne Angst zu haben, dass ein Polizeiwagen um die Ecke kommt und einen durch halbe Ortschaften jagt. Mich hat es dazu gebracht, nur noch legal zu malen, daher bin Ich meinerseits dankbar dafür.

Doch nun zurück zu dir: Aktuell sieht man einige deiner Werke ja in der Vernissage “Schwarz auf Weiß / Style needs no color“ Wie kam es dazu und was erwartet den geneigten Besucher dort?

Ich wurde über ein soziales Netzwerk angeschrieben, ob ich Lust hätte Schwarz/Weiss Skizzen zu schicken für ein Buchprojekt, das nur damit gefüllt sein würde. War begeistert von der Idee und hab mich auch daran gemacht, Sketches dafür anzufertigen. So führte das Eine zum Anderen und es wurde mehr daraus, als ich anfänglich gehofft hatte. Ich finde die Ausstellung mehr als sehenswert, obwohl ich selber die Ausstellung nur aus Fotos kenne und auch nicht weil Sachen von mir gezeigt werden, sondern weil sie Letters und Characters zeigt, reduziert auf das Wesentliche: Style. Das Line-Up ist auch beeindruckend. Freu mich schon darauf die Ausstellung in Frankfurt zu sehen.

Braucht Style wirklich keine Farben?

Ich finde nicht unbedingt. Style ist für mich das Grundgerüst und Farbe unterstützt das Ganze. Wenn der Style nicht stimmig ist, kann es noch so bunt und ausgefeilt sein von den Farbcombos her, die Unstimmigkeit wird trotzdem sichtbar sein.

weiterlesen auf Rapspot