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STA – Puber

Puber aus Zürich hat dem schweizer Tagesanzeiger ein kurzes Interview gegeben

Sein Pseudonym prangt an unzähligen Wänden in ganz Zürich. Seinen wahren Namen will «Puber» logischerweise nicht verraten, schliesslich geht der von ihm angerichtete Schaden in die Hunderttausende. Stattdessen will er wissen, warum man über ihn schreiben wolle. Ein Grinsen umspielt den Mund des Mittzwanzigers, der mittelgross, sportlich und nach eigener Angabe Schweizer ist. In einem asiatischen Restaurant findet sich ein ruhiger Winkel, wo sich Puber äussern will.

Wer sind Sie eigentlich?
Ich bin der Puber.

Woher wissen wir, dass Sie der echte Puber sind?
Keine Ahnung, vielleicht lüge ich Sie auch an.

Wie zum Beweis krizzelt er zwei «Puber»-Schriftzüge auf den Notizblock des Reporters: einen Tag und die aufwendigere Variante davon, einen sogenannten Throw-up. Er benötigt dafür nur Sekunden. Woher kommen Sie?
Ich bin von hier. Das bin ich auch. Züri, für immer und ewig. Ich bin hier aufgewachsen, ich liebe diese Stadt, Mann.

Andere Sprayer haben wenig Respekt vor Ihnen und bezeichnen das, was Sie machen, als Anti-Style.
Das, was ich mache, ist Anti-Style! In New York, in Paris machen es alle genau so! Auf der Strasse bringt es nichts mehr zu machen. Die Leute entfernen eh alles grad wieder, nach zwei Tagen ist alles verschwunden. Aber ich lege sehr wohl Wert auf Style. In der Schweiz ist die Szene einfach hängengeblieben und macht aufwendigen Shit. Ich bin eher dirty, New-York-Style.

Was ist die Botschaft, wenns denn eine gibt?
Ich will, dass alle Menschen mich sehen. Jeder, jeder, jeder. Hausfrauen, Geschäftsmänner. Dass sie meine Sachen sehen und fragen: Was ist das?

Angesprochen auf die Meinung anderer, zuckt er mit den Schultern. Für jene Sprayer, die mit mehr Gestaltungswillen ans Werk gehen, hat Puber nur Spott übrig. Er bezeichnet sie als «ZHDK-Studenten», als «Michis», die nach zwei Wochen U-Haft in die Hosen scheissen würden. Sie überschreiben auch Werke von anderen Sprayern. Das gilt als Respektlosigkeit.

Die müssen das nicht persönlich nehmen. Für mich ist jede Wand rein. Ausser wenn da schon ein Freund etwas gemacht hat.

Warum haben Sie mit der Sprayerei angefangen?
Es gehört einfach zu mir, ich lebe in meiner eigenen Welt. Es ist selbstverständlich, dass ich, wenn ich rumlaufe, meinen Namen hinschreibe. Ich will einfach überall meinen Namen sehen. Es geht nicht um das Künstlerische – und auch nicht um den Adrenalinschub.

Was ist Ihnen wichtig im Leben? Was treibt Sie an?
Sprayen und ficken, das ist das Geilste. Party machen ist schon auch gut. Aber ich war nie der Typ, der voll verdrögelt ist oder ein Riesen-Alkproblem hat. Frauen und Sprayen, das hat für mich Priorität. Wenn ich hier rumlaufe und tagge, dann gibt mir das keinen grossen Kick. Aber bei einer harten Action, wenn wir S-Bahnen machen, dann schon.

Wie viele Graffiti haben Sie schon gemacht?
Viele, viele, viele! Throw-ups sicher Hunderte, Tags Tausende.

Im letzten Jahr war Puber offenbar weniger aktiv als früher. Warum das?
Da sag ich nichts dazu. Vielleicht war ich im Ausland. Ich bin viel im Ausland. Amsterdam, London, Madrid – es kann gut sein, dass du dort «Puber» findest.

Wissen Sie eigentlich, wie viel Schaden Sie mit Ihren Sprayereien schon angerichtet haben?
Hunderttausende, vielleicht Millionen, keine Ahnung (grinst). Aber letztlich sind diese Summen übertrieben. Die SBB zum Beispiel verrechnen 17’000 Franken für einen S-Bahn-Wagen. Dabei kostet die Reinigung höchstens 500 Stutz. Aber die schlagen noch 10’000 extra drauf, weil der Wagen aus dem Verkehr gezogen werden müsse. Das ist doch auch Abzocke! Die Bahnbillette werden wegen den Tags sicher nicht teurer.

Haben Sie keine Angst vor der Polizei?
Nein. Darüber darfst du nicht nachdenken. Sonst hörst du noch auf. Wenn du ein berühmter Sprayer werden willst, dann gehört das Risiko dazu. Sonst kannst du gleich am Samstagnachmittag am Letten sprayen gehen.

Sprayer mit künstlerischem Anspruch, sind das Ihre Feindbilder?
Die interessieren mich nicht. Aber das ist schon recht, was die machen. Die stellen Graffiti auch in ein besseres Licht als «Puber» das tut. Mein Feind ist die Polizei. Ich bin voll dagegen, wie die mit Sprayern umgehen. Die nehmen einen Studenten, der mitten im Leben steht, für sieben, acht Monate in U-Haft.

Ein schlechtes Gewissen kennen Sie nicht?

Nicht eine Sekunde, keine Hundertstelsekunde, nie.

Mit Ihren Graffiti richten Sie genauso Schaden an, wie wenn Sie jemanden bestehlen würden.

Nein. Das ist etwas anderes. Wenn andere bei mir etwas hinsprayen wollen, dann sag ich denen, vertaggt den ganzen Block, von vorne bis hinten! Ist mir doch scheissegal. Im Ausland ist das viel weniger schlimm als hier. Wenn du in Rio taggst, dann kommen die Armen, und wollen, dass du ihr Haus auch noch anmalst.

Haben Sie Respekt vor dem Eigentum anderer?
Doch, schon. Wenn einer arme Leute abzockt oder einem Mädchen die Handtasche klaut, ist das für mich schon schlimm. Aber ich bin sicher, das kommt irgendwann einfach auf dich zurück. Ich glaube sehr an Karma und so. Wie eine Waage, die immer ausgeglichen ist. Sprayen hat definitiv keinen Einfluss auf die Waage.

Auf dem kurzen Gang zur Primetower-Baustelle, wo sich Puber gerne mit einer seiner Sprayereien fotografieren lassen würde, passieren wir mindestens ein Dutzend «Puber»-Tags auf Rollläden von Mehrfamilienhäusern, auf Ladentüren und Betonmauern. Bei der Baustelle findet Puber sein Kunstwerk nicht. Vielleicht habe er es auch weiter hinten gemacht, er habe keine Ahnung mehr. Beim Bahnhof Hardbrücke schliesslich finden sich noch mehr von seinen Tags. Bereitwillig rückt Puber seinen Pullover zurecht und wirft sich für die Kamera in Pose. Die Pendler wissen nicht, wer da vor ihren Augen fotografiert wird. Als Puber ihre fragenden Blicke spürt, lächelt er. (Text/Interview/Foto: Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)