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Planetopia über Quattro

PLANETOPIA lässt heute abend (Sonntag/07.11.2010) auf SAT1 einen Sprayer gegen den Dessauer Polizeihund Quattro antreten. Ein Presseartikel und Infotext zur Sendung nach dem Jump

Eine halbe Milliarde Euro. Diese unglaubliche Summe wird jedes Jahr in Deutschland nur für die Entfernung von Graffitis ausgegeben. Das Problem: Vor allem die illegalen Sprayer genießen eine regelrechte Narrenfreiheit. Einmal geflüchtet, sind sie nur noch schwer mit einem Tatort oder einem Graffiti in Verbindung zu bringen. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Zumindest wenn es nach der Polizei in Sachsen-Anhalt geht. Die hat nämlich einen ganz neuen Weg beschritten und Schäferhund Quattro zum Spürhund ausgebildet, der nun Jagd auf die Sprayer machen soll. Aber kann das funktionieren? Kann ein Hund wirklich so gut riechen, dass er einen geflüchteten Sprayer nur anhand eines Schuhabdrucks und einer Lackprobe findet?

Sender: SAT1
Sendung: PLANETOPIA
Sendezeit: 22.45 Uhr / Sonntag, 07.11.2010
Beitrag: Sprayer gegen Spürhund – Die Polizei sagt illegalen Graffitis den Kampf an

«Quattro» lehrt Graffiti-Szene das Fürchten

Dessau-Roßlau/dpa. Eigentlich ist «Quattro» ein ganz Lieber: absolut treu, ehrlich, zuverlässig und einfühlsam. Bei seiner Arbeit bei der Polizei hat es der Belgische Schäferhund aber faustdick hinter seinen spitzen Ohren – und kennt kein Pardon, denn die Supernase aus Sachsen-Anhalt soll der illegalen Graffiti-Szene das Fürchten lehren. Der Vierbeiner mit dem kurzen, braunen Fell ist einer der bundesweit ersten Graffiti-Spürhunde in Deutschland. «Quattro» hat dafür als bereits ausgebildeter Fährtenhund der Polizei gemeinsam mit Diensthundführerin Hella Pietzsch noch spezielle Fähigkeiten in Sachen Graffiti erworben.

Das Interesse an diesen Hunden ist angesichts des Ausmaßes illegaler Graffiti auf jeden Fall da. In Sachsen-Anhalts größter Stadt Halle etwa ist jedes zweite Haus beschmiert, Bewohner und Hausbesitzer beklagen erhebliche Schäden. «Der Einsatz dieser Graffitispürhunde erweitert das Handlungsspektrum der Polizei», ist sich Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) sicher. «Anfragen von anderen Polizeibehörden gibt es bereits häufig, auch aus anderen Bundesländern und dem Ausland», berichtet der Leiter der Diensthundführerschule Pretzsch (Landkreis Wittenberg), Jürgen Paul. Hier, wo pro Jahr etwa 500 Diensthundführer der Polizei aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg gemeinsam mit den Vierbeinern die Schulbank drücken, wurde die Idee der Graffiti-Spürhunde geboren.

Ganz so einfach ist die Umsetzung indes nicht, denn die Szene hat ihre Tücken. «Die Sprayer kommen oft nachts und sind mobil, auch mit dem Fahrrad, das heißt, sie sind schnell wieder weg», beschreibt «Quattros» Diensthundführerin Pietzsch die Realität der Ermittler. «Andere Hunde konnten Graffiti bisher meist nur sofort und oftmals nur nach dem Gehör der Spraydosen aufspüren», erklärt sie weiter. «Quattro» indes hat gelernt, anhand einer Geruchsprobe des Täters die Polizei auch noch einige Zeit später zu ihm hinzuführen. «Quattro ist schon bis zur Haustür gelaufen», berichtet die Polizistin von den Erfolgen des Hundes und lobt ihn dabei immer wieder.

«Unter Hunderten von Gerüchen, die es an so einem Graffiti-Tatort gibt, muss Quattro also den richtigen und typischen Eigengeruch des Täters oder auch der Täter herausfinden und nicht den der Graffiti-Farbe, diese verstärkt bei ihm nur die Spur zum Täter», erläutert Frank Weber, Leiter der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Ost in Dessau-Roßlau. Die Vierbeiner sind hier als Fährten- oder Schutzhund im Einsatz, vor allem um Drogen und Sprengstoff zu finden, Vermisste aufzuspüren sowie Menschen vor Angriffen zu beschützen.

«Der schnellste Computer, die modernste Technik kann die Nase eines Hundes nicht ersetzen, der Mensch hat etwa fünf Millionen Riechzellen, ein Hund hat rund 220 Millionen», macht Weber die Unterschiede deutlich. Belgische Schäferhunde wie der Malinois (kurzhaarige) «Quattro» zeichneten sich zudem durch eine besondere Wendigkeit und Belastbarkeit aus. «Arbeiten ist für Quattro das Schönste, das ist eben kein Schoßhund», betont Diensthundführerin Pietzsch.

«Der Hund muss wesensfest, triebstark, ausgeglichen und darf am besten auch etwas verfressen sein, das macht die Arbeit mit ihm leichter», sagt die erfahrene Polizistin, die mit «Quattro» eins ist: «Er weiß genau wie ich drauf bin, und umgekehrt spüre ich das auch.» Nach Dienstschluss ist der Hund bei ihr zu Hause. Der Rüde darf dann «einfach nur Hund sein», wie die couragierte Beamtin sagt, und wie seine Artgenossen ohne Polizeiausbildung eben auch mal auf der faulen Haut liegen.

Quelle: mz-web.de