Am 12. März war das Kunsthaus Zürich Schauplatz einer Street Art Ausstellung (Kunsthausnacht “Urban Art”), Live-Painting von TIKA, Graffiti-Dokumentation der Fotografinnen Gabriela Domeisen und Panja Jürgens, der Banksy-Film wurde gezeigt, Podiumsdiskussion der Arbeitsgruppe KiöR sowie Führungen zu Werken von Ingo Giezendanner, Harald Naegeli, Christian Ratti, Pipilotti Rist oder auch Andy Warhol. In der Nacht zum 12.März gab es eine Reaktion auf die Veranstaltung, mit großer Empörung äußert sich die Zürcher Presse und Politik, die Artikel nach dem Jump. Ähnliche Reaktionen (wenn auch mit weitaus radikaleren Methoden) gab es bereits vor 2 Jahren in Sao Paulo: Link
Sprayerei war Reaktion auf Kunsthaus-Veranstaltung
In der Nacht auf Samstag verschmierten Sprayer das Kunsthaus aussen mit violetter Farbe – im Museum stand eine Veranstaltung zu Street Art auf dem Programm. Der Sachschaden ist hoch.
«Urban Art: Kunst oder Ärgernis?» – Dieser Frage war am Samstagabend im Kunsthaus eine Podiumsdiskussion gewidmet. Um Denkanstösse zu finden, mussten die Gäste der von der CS gesponserten Kunsthausnacht nicht weit gehen: Die Fassade des vor 101 Jahren eröffneten Museums wurde in der Nacht zuvor mit fünf Meter hohen violetten Lettern verunstaltet, die den Schriftzug «Graffiti R.I.P.» formen.
Um eine bestellte Guerilla-Kunst habe es sich dabei jedoch nicht gehandelt, sagt Kunsthaus-Pressechef Björn Quellenberg. Willkommene Kunst oder zu verurteilende Sachbeschädigung – diese Aktion ist für Quellenberg eindeutig Letzterem zuzuordnen: «Das ist purer Vandalismus.»
Hoher Sachschaden
Das Kunsthaus hat bereits Anzeige gegen Unbekannt eingereicht, Polizisten begutachteten heute Montagmorgen den Schaden. Dieser kann noch nicht genau beziffert werden. Quellenberg schätzt aber, dass die Reparatur «schnell einige 10’000 Franken» kosten dürfte. Der Sandstein, aus dem der Karl-Moser-Bau besteht, ist sehr saugfähig und deshalb schwierig zu reinigen. Auch einige Fensterscheiben wurden versprüht.
Hinter der Fassaden-Schmiererei vermutet Quellenberg einen Teil der Street-Art-Szene. Ob «Graffiti R.I.P.» eine Art Nachruf auf eine vom Kulturestablishment vereinnahmte Protestform sein soll, weiss Quellenberg nicht. «Es könnte auch sein, dass jemand würdigen wollte, dass sich nun auch das Kunsthaus mit Street Art auseinander setzt.»
Die violetten Schmierereien haben ein beträchtliches Ausmass. «Graffiti R.I.P.» steht in grossen Lettern auf der ganzen Kunsthausfassade vor der Haltestelle der Buslinie 31. Betroffen sind nebst der Gebäudehülle aus Sandstein mehrere Fenster. Links und rechts der Eingangstür haben die Sprayer «Welcome to Graffiti Land» geschrieben. Noch ist unklar, wie hoch der Schaden ist.
Die Stadtpolizei erhielt am Samstagmorgen eine Schadensmeldung. Es sei daher wahrscheinlich, dass die Sachbeschädigung in der Nacht davor erfolgt sei, sagte ein Sprecher gestern auf Anfrage. Sachbeschädigung ist ein Antragsdelikt. Damit die Stadtpolizei aktiv wird, muss die Kunsthaus-Leitung einen Strafantrag stellen. Ob sie dies tut, ist unklar. Für eine Stellungnahme war gestern niemand erreichbar. Die Stadtpolizei wird mit den Verantwortlichen des Kunsthauses heute Montag sprechen.
Prominente Ziele für Schmierereien
Bei Politikern hat dieser Farbanschlag geharnischte Reaktionen ausgelöst: SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner schimpft auf Facebook: «Null Respekt, null Anstand, null Moral.» Der grünliberale Kantonsratskandidat Ulises Rozas Campos schreibt die Tat «linken Autonomen» zu. Hinweise auf die Täterschaft liegen allerdings bisher noch keine vor.
Farbanschläge auf Gebäude mit einer gewissen Strahlkraft sind keine Seltenheit. Im Januar haben WEF-Gegner das «Weltwoche»-Gebäude an der Förrlibuckstrasse mit roter Farbe verunstaltet. Zur Zielscheibe wurden einen Monat davor auch Häuser von Zürcher SVP-Politikern, etwa Nationalrätin Natalie Rickli. Im letzten Frühling hatten Unbekannte mit Farben gefüllte Flaschen gegen das Winterthurer Stadthaus geworfen. Der Sachschaden betrug mehrere Zehntausend Franken. Im gleichen Monat kam es zu einer Farbattacke auf ein CS-Gebäude am Rigiplatz.
Quelle: 14.03.2011 / tagesanzeiger.ch