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WFB – Mit Kameras und Nanotechnik

Die Westfrankenbahn hat heute neue Strategien zur Abwehr von Zerstörungswütigen und Graffiti bekanntgegeben, über die Nanobeschichtung und Kameraüberwachung in und um die Bahnhöfe der WFB nach dem Jump

Vor allem die Fahrkartenautomaten werden immer wieder zum Ziel mutwilliger Zerstörung, bedauert Westfrankenbahn-Geschäftsführer Gerd Hutterer und legt eine lange Liste vor, die das eindrücklich belegt. Auf zwei Din-A4-Blättern sind insgesamt 65 Beschädigungen aufgeführt, die die Bundespolizei allein im vergangenen Jahr aufgenommen hat.

Auch Marketing- und Vertriebsleiter Hans Otto Lausberger kann nur den Kopf schütteln angesichts des »Einfallsreichtums«, mit dem die Täter zu Werk gehen. Besonders beliebt ist offenbar das Einbrennen oder Zerschneiden des Displays der Automaten, aber auch das Ausgabefachs wird häufig verstopft.

Ein Täter führte gar rohe Eier in das Fach ein, so dass weder Geld noch Fahrausweise ausgegeben werden konnten. Ein anderer versuchte, den rund 22000 Euro teuren Automaten aufzubrechen. »Ein Automat wurde so stark zerstört, so dass wir vermuten, dass der Täter mit einem Hammer auf das Gerät einschlagen haben muss«, sagt Gerd Hutterer, in Kleinheubach urinierte ein Täter in den Automaten.

Über 100 000 Euro Schaden

Insgesamt, rechnet Hans Otto Lausberger vor, beträgt der Schaden für die Bahn in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg im Zeitraum Januar 2011 bis Ende März 2012 rund 104 000 Euro. Dabei kostet alleine der Austausch eines Displays 350 Euro. In den meisten Fällen werden die Täter zwar nicht erwischt – es gibt Gerd Hutterer zufolge aber auch Erfolge.
Der Geschäftsführer verweist auf den Bahnhof Amorbach, wo vor zwei Jahren ein Automat aufgestellt wurde. »Schon nach zwei Wochen war das Gerät intensiv beschädigt«, erinnert sich Hutterer. Trotz der hohen Kosten habe man sich daraufhin entschieden, den Bahnhof mittels Kamera zu überwachen. Mit Erfolg: »Seit dieser Zeit ist weitestgehend Ruhe.«

Ähnliche Erfolge vermeldet Hutterer für den Bahnhof Collenberg. Nach der Häufung von Vandalismus seien in Zusammenarbeit mit der Gemeinde dort mehrere Kameras angebracht worden, die nicht nur den Bahnhof, sondern auch das Feuerwehrhaus im Blick haben.

Seit dieser Zeit, so der Westfrankenbahn-Geschäftsführer, sei so gut wie kein Vandalismus mehr aufgetreten. Die Kosten für die Überwachung hätten sich Westfrankenbahn und Gemeinde Collenberg geteilt.

Auch der Bahnhof in Miltenberg wird in Kooperation mit der Stadt Miltenberg überwacht, sagt Hans Otto Lausberger und deutet auf mehrere Kameras. Die Mitarbeiter in der Leitzentrale hätten stets die Unterführung, den Fahrkartenautomaten und die Bahnsteige im Blick. Wenn etwas vorfällt, kommen die Spezialisten der Bundespolizei, erklärt Lausberger. Denen gelinge es anhand der Aufzeichnungen relativ problemlos, Täter zu identifizieren.

Abschreckungseffekt wirkt

»Wenn jemand erwischt wird, dann spricht sich das herum, das merken sich die Leute«, meint Gerd Hutterer und verweist auf den Abschreckungseffekt. Schon alleine der Anblick einer Kamera führe dazu, dass sich die Bahnhofsbesucher ordentlich verhielten, ist eine der Erfahrungen Hutterers. Alle Aufnahmen würden entsprechend den rechtlichen Vorgaben nur für kurze Zeit gespeichert und anschließend sofort gelöscht.

Da sich die Überwachung als probates Mittel gegen Vandalismus erwiesen hat, will die Westfrankenbahn mit weiteren Gemeinden zusammenarbeiten. »Vor allem an den Brennpunkten Erlenbach und Wörth werden wir auf die Städte zugehen«, kündigt Gerd Hutterer an. Grund für die Zusammenarbeit ist auch der Kostenfaktor. »Eine Kameraüberwachung kostet mindestens 10 000 Euro«, rechnet der Geschäftsführer vor, zusammen mit den Kommunen sei diese Summe aber zu stemmen.

Ein kaputter Fahrkartenautomat bedeutete aber nicht, dass der Reisende kostenlos fahren darf. »In diesem Fall sollte sich der Fahrgast beim Lokführer oder beim Zugbegleiter melden«, rät Hans Otto Lausberger.

Farbe geht schnell wieder ab

Ein anderes Problem hat die Westfrankenbahn mittlerweile sehr gut im Griff, wie Gerd Hutterer sagt: Graffitisprayer haben keine Chance mehr, dass ihr »Kunstwerk« lange zu sehen ist. »Wir haben alle Züge mit einer Nanobeschichtung versehen«, verweist Hutterer auf eine teure, aber effektive Maßnahme. Sobald ein Graffiti entdeckt wird, fahre der Zug sofort in die Werkstatt, wo die Beschriftungen relativ einfach entfernt würden.

Das Aufbringen dieser Schicht sei teuer gewesen – früher kostete ein Liter Beschichtung 1000 Euro -, aber sie habe sich als äußerst effektiv erwiesen, freut sich Hutterer. »Die Sprayer wollen ihre Werke möglichst lange fahren sehen«, weiß der Geschäftsführer, »die Aufschriften werden aber nun binnen 24 Stunden entfernt.« Das verderbe den »Künstlern« gewaltig den Spaß, so dass die Schmierereien deutlich zurückgegangen seien.

Die Nanoschicht, die alle paar Jahre erneuert werden muss, sei auch ein Beitrag zur Sicherheit, ergänzt Hans Otto Lausberger. Durch die Schmierereien würden auch wichtige Aufschriften übermalt, die den Rettungskräften im Ernstfall wichtige Informationen über den Zug bereitstellen.

Quelle: Main Echo


Hintergrund: Sicherheitsbericht 2011 der Deutschen Bahn

Erstmals hat die Deutsche Bahn (DB) im März 2012 einen eigenen Sicherheitsbericht vorgestellt, der unter anderem Körperverletzungs-, Vandalismus- und Eigentumsdelikte auf den Bahnhöfen und in den Zügen der DB erfasst. Grundtenor des Berichts: »Die Züge und Bahnhöfe der DB sind sicher«, lautet das Fazit von Vorstand Gerd Becht, für Konzernsicherheit der DB verantwortlich. Demnach hat die Bahn im vergangenen Jahr deutlich mehr Sicherheitskräfte in den Zügen und Bahnhöfen eingesetzt – auch im Bereich der Westfrankenbahn ist ein Sicherheitsdienst unterwegs. Im Jahr 2011 hat die Bahn deutschlandweit die Anzahl ihrer Sicherheitskräfteum 500 auf 3700 erhöht. Die verstärkte Präsenz hat sich laut Bericht auch auf die Vandalismusdelikte ausgewirkt: Die Sachbeschädigungen sanken im Jahr 2011 um rund 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 28 266 Fälle. Die Zahl der Graffiti-Straftaten ist mit 14300 Fällen (plus 1,5 Prozent) nahezu gleich geblieben. (wiz)