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WEIMAR – ‘Menetekel’ Ausstellung in der C.Keller & Galerie Markt 21

Seit dem 12.Dezember 2014 und noch bis 15.Januar 2015 läuft in der C.Keller & Galerie (Markt 21) im thüringischen Weimar die Ausstellung ‘Menetekel’. Einige Informationen zur Gruppenausstellung dazu unten im Text und eine Video Ankündigung.

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Menetekel

Fotografie | Malerei | Installation – 1999-2014

Graffiti ist nicht gleich Graffiti.

So banal diese These scheint bedarf sie doch der näheren Erläuterung. Sprechen wir doch heute von einem Phänomen, welches sowohl als öffentliches Ärgernis gebrandmarkt wird als auch für mittlerweile teils sechsstellige Summen Abnehmer auf Kunstauktionen weltweit findet.

Scheinbar hat dabei, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, die heimliche Kritzelei eines Teenagers auf einer Schulbank mit der gefeierten “Streetart” eines Banksy´s nicht viel gemein. Und doch ist es die Aneignung des öffentlichen Raumes ohne zu fragen oder dafür zu bezahlen, mithin der Reiz des Verbotenen, welche ein immanenter Wesenzug der Audrucksweise des Graffiti zu sein scheint.

Was darüberhinaus bei aller Kunstfertigkeit mancher Graffiti ein verbindendes Element zu sein scheint könnte man mit “Ich war hier” beschreiben. Graffiti, speziell wenn illegal angebracht, legen somit Zeugnis ab von der Existenz eines oder mehrerer Individuen in einem ganz bestimmten zeitlichen und räumlichen Kontext – sie nehmen Artefaktcharakter an.

Dabei geht es fast nie um den oder die Autoren an sich, sondern um das Werk im Ausdruck eines selbstgewählten Pseudonym´s oder Motives. Vielleicht ist es gerade das, was es so schwer zugänglich und verständlich macht für Aussenstehende…

Ostdeutschland kurz nach der Wende.

Der Grauschleier des Sozialismus mit seinen zerfallenen Innenstädten und unsanierten Fassaden bescherte in den Neunziger Jahren, der aus den USA Mitte der 80er Jahre in die BRD herübergeschwappten Graffitikultur, in Ostdeutschland einen idealen Ort sich zu entfalten.

Die spezielle Mischung aus Abenteuer, Provokation, Gruppenzugehörigkeit, Wettkampf, Grenzübertretung und auch verkapptem künstlerischem Ausdruck in einer Zeit der Neuorientierung führte zu einer Allgegenwärtigkeit im Stadtbild ostdeutscher Städte und so auch Weimar´s, welche wohl Ende der 90er Jahre ihren Höhepunkt fand.

Ende der 90er Jahre war es auch, daß sich eine Gemeinschaft von Leuten, im Graffiti-Jargon “Crew” genannt, bildete, welche bis heute nicht unwesentlich zum Stadtbild Weimars beiträgt. Was diese 3 Buchstaben gesprüht auf Hauswände ursprünglich einmal bedeuteten ist dabei längst unerheblich geworden.

Es mag für manche aussehen wie blosser Selbstzweck quantitativer Dispersion, aber nach nunmehr 15 Jahren der Verbreitung dieses Buchstabenkürzel´s, steht es vielmehr es für die Summe zwischenmenschlicher Beziehungen, Erfahrungen, gemeinsamer Erlebnisse, Konflikte und Freundschaften, kurz gesagt für den ganzen Prozess des Erwachsenwerdens in und weit über Weimar hinaus.

Mag illegales Graffiti für die einen sinnloser Vandalismus oder zumindest öffentliches Ärgernis sein, so ist es in einem heutzutage bis in den letzten Winkel durchsanierten und damit auch sterilen Weimar auf der anderen Seite auch so etwas wie ein letztes Aufbäumen gegen die vorherrschende Ästhetik touristischer Vermarktbarkeit. Mithin etwas, dass sich dem Diktat von Immobilieninvestoren und Stadtentwicklern konsequent enzieht.

Diese Ausstellung will einen Blick hinter die Kulisse werfen und einen kleinen Einblick geben in Material verschiedener Personen aus den letzten 15 Jahren, welches sich zusammensetzt aus vielen Geschichten, Abenteuern und Erlebnissen hier in Weimar vor unserer Haustür und rund um den ganzen Erdball.

Das Material ist den Kuratoren der Ausstellung, soweit nicht anders gekennzeichnet anonym, ohne Hinweis auf Absender, zugänglich gemacht oder selbst fotografiert worden.

Es ist nicht die Absicht dieser Ausstellung zu Straftaten aufzurufen oder diese zu glorifizieren. Die Ausstellung hat lediglich die Absicht, subkulturelle, künstlerische sowie stadtgeschichtliche Aspekte zu dokumentieren.

Danke an alle Freunde, Unterstützer, Familien und Anwälte!
Auf die nächsten 15 Jahre!

weimar.de

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