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‘Fragments’ – Ein Interview mit ALIAS aus Berlin [DEUTSCH]

ALIAS ist ein aus der ersten Stunde des Street Art in Berlin bekannter Künstler, der vornehmlich für seine Schablonen und Plakate bekannt ist. Anlässlich seiner am 26.3.2015 in in Berlin startenden Ausstellung hatten wir ein kurzes Gespräch mit ihm und haben ihn einen Nachmittag lang mit der Kamera beim plakatieren begleitet.

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Hallo ALIAS. Du warst mit einer der ersten Street Artists in Berlin. Weisst du noch wann du angefangen hast und was dich damals dazu bewegt hat auf den Strassen aktiv zu werden?

Angefangen habe ich mit Graffiti, dass war Mitte der 90er. Zu der Zeit habe ich auch erste Schablonen mit damals noch ausschließlich politischen Inhalten geschnitten.
Anfang 2000 bin ich nach Hamburg gezogen, wo ich dann die ersten Kontakte zu anderen „Streetart“ Künstlern hatte. In Berlin habe ich mit ALIAS angefangen. Das war so im Winter 2003/04.
Warum ist nicht so einfach zu beantworten. Die Motivation meine Umgebung irgendwie mit oder umzugestalten hatte ich eigentlich immer. Durch Zufall hat sich dann alles weitere ergeben.

Was bedeutet Streetart fuer dich und wo siehst du Zusammenhaenge zum klassischen Graffiti?

Für einige Jahre war es einfach ein Hobby. Mit Freunde treffen und zusammen losziehen… Später kamen dann die ersten Anfragen für Ausstellungen. Heute ist es so, dass ich fast nichts anderes mehr mache. Wenn ich eine Reise unternehme hat die z.b. fast immer irgendwie mit Kunst zu tun. Und mein Jahr plant sich mehr oder weniger um Ausstellungen, Festivals, und Kunstmessen herum.

Ich denke die Motivation anzufangen ist bei beidem eine ganz ähnliche. Der Fame Gedanke einerseits, aber auch der Wunsch eine alternative zum klassischen Kunstbetrieb und zur Werbung im Öffentlichen Raum zu schaffen.

Das hat sich in den letzten Jahren sicher etwas geändert. Es gibt zwar immer noch viele die kein Interesse am Verkauf ihrer Arbeiten haben. Ein Großteil derjenigen die heute mit Streetart anfangen, haben aber schon eine klare Vorstellung wo es hingehen soll, nämlich am liebsten schnell auch in die Galerie. Das ist beim Graffiti eher nicht der Fall. Allerdings minimieren Crews natürlich auch mittlerweile ihre Kosten durch den Verkauf von Videos, Büchern oder anderen Fan Artikeln. Also gibt es auch in der „Vermarktung“ immer mehr Gemeinsamkeiten.

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Haben deine Arbeiten eine Entwicklung durch gemacht? Gibt es Themen die dich in deiner Arbeit besonders beeinflusst haben?

Technisch versucht man sich natürlich immer irgendwie zu verbessern. Da ich aber sehr Reduziert arbeite, sind meine Schablonen noch vergleichsweise einfach aufgebaut. Thematisch setzte ich mich viel mit persönlichen Krisen auseinander, zustände der Verletzlichkeit, Einsamkeit und des Scheiterns. Aber auch unterdrückte oder ausgedrückte Aggression sind immer wieder Thema.

Wenn man deine Arbeiten verfolgt, weiss man, dass du viel reist. Zuletzt habe ich Bilder von dir in Indien gesehen. Wo warst du schon ueberall und was war einer der intensivsten Momente deiner Reisen?

Ich war mehrmals in Italien (Milan, Rom, Neapel, Bologna). Jetzt im April geht es auch wieder in die nähe von Rom, zum Memoire Urbane Festival. Dann war ich in den letzten Jahren u.a. in der Schweiz, Holland, Griechenland, Spanien, Türkei, Schweden und England. Aber Indien war sicher eine der eindrucksvollsten Reisen. Dort war ich im Rahmen des St.Art Delhi Festivals für 3 Wochen in Neu Delhi und bin anschließend noch einige Monate gereist. Die Offenheit vieler Inder und vor allem die große Akzeptanz für Kunst im öffentliche Raum haben mich sehr positiv überrascht.

Du stellst jetzt, ab dem 26.3.2015 in der Open-Walls-Galerie im Wedding in Berlin aus. Der Ankuendigungstext zur Ausstellung verraet, dass es deine erste in Berlin stattfindende Solo-Show nach 5 Jahren ist. Was ist zu erwarten?

Ich benutze für meinen Galerie arbeiten ja fast ausschließlich gefundene Objekte. Bei meiner letzte Solo Ausstellung in Stockholm bin ich beispielweise nur mit meinen Schablonen angereist und habe in 2 Wochen die Bilder aus dem Gebaut was ich in der Stadt und auf Plätzen vorgefunden habe. Das hatte ich bereits bei einer Ausstellung im Gängeviertel in Hamburg ähnlich gemacht. Das gibt mir die Möglichkeit mich mit dem was mir die Stadt bietet auseinander zu setzten und einigermaßen spontan darauf zu reagieren… ähnlich der Suche nach dem richtigen Spot für meine Poster. Zur kommenden Ausstellung „Fragments“ habe ich In Berlin und Leipzig gefundene Materialien zerlegt und dann zu Collagen zusammengefügt. Auf diesen Hintergründen werden dann einige neue Motive zu sehen sein.

Auswahl von ALIAS Arbeiten aus Indien, Köln, Zürich und Stockholm:

ALIAS “Fragments” OPEN WALLS GALLERY
STATTBAD, Gerichtstraße 65, 13347 Berlin

Opening Thursday, March 26th, 19:00
Runtime 26.03.-25.04., Wed-Sat 13-19h

ALIAS auf FACEBOOK
Link zu ALIAS kommender Ausstellung auf Facebook
Link zu ALIAS Profil auf der Webseite der Open-Walls-Galerie

On the run with ALIAS in den Strassen Berlins:

Fotos & Interview: JUST (www.1just.de) / Creative Commons BY NC ND 4.0. &
Fotos aus Indien etc: ALIAS

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