Über das was da letztes Jahr im Keller des Graffitikünstlers BOOGIE entstanden ist, haben wir ja bereits hier ausführlich berichtet. Die handgefertigte Serie “BOYS FROM THE WOOD“. Ein Culture-Clash, der die Tradition der Heimat achtet, ohne die Generation #YOLO aus den Augen zu verlieren. Dabei bricht er nicht mit der erzgebirgischen Tradition. Vielmehr haucht er ihr neues Leben ein und bringt sie dorthin, wo sich die moderne Szene bewegt.
Das Projekt geht dieses Jahr in die zweite Runde und dafür wurde wieder fleissig gedrechselt und gestaltet, wie man im Trailer sehen kann. Wir haben uns mit BOOGIE kurz unterhalten und gefragt wie es mit den Boys dieses Jahr weiter gehen soll.
In welcher Verbindung steht der Graffitikünstler BOOGIE zu den BOYS FROM THE WOOD?
Ich stamme aus dem Erzgebirge und bin mit dieser Volkskunst aufgewachsen. Das gehört für mich zu Weihnachten, wie für andere ein Feuerwerk zu Silvester. Allerdings fand ich es längst überfällig, dass man an den klassischen Motiven, wie Jäger, Soldat oder Nachtwächter ruhig mal die Design- und Trendschraube etwas anzieht, ohne die Tradition aus dem Auge zu verlieren. Ausserdem wollte ich auch einfach mal was Neues machen, ohne mich dabei zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Deswegen habe ich versucht, einfach etwas Authentisches zu produzieren, hinter dem ich stehe und woran ich Spass habe. Logischerweise sind viele der Motive beeinflusst von Subkultur, Hobbies und Freundeskreis und auch meine Skills als Writer kann ich im weiteren Sinne hier und da mit einfliessen lassen.
Wie war das Feedback letztes Jahr? Du hast ja 2014 erstmals das Projekt präsentiert, wie waren die Reaktionen?
Vor der Show im letzten Jahr hatte ich schon etwas Respekt, da schon im Vorfeld das Feedback und die Erwartungshaltung scheinbar recht gross war. Es hatte wohl bis dato noch niemand wirklich ernsthaft versucht, das Thema “erzgebirgische Volkskunst“ einfach mal etwas zu refreshen. Die Idee und die Umsetzung ist ja das Eine. Mit der Sache dann an die Öffentlichkeit zu treten und in Eigenregie mit einem winzigen Team an fähigen Leuten eine Ausstellung (700km entfernt vom Wohnort) auf die Beine zu stellen ist das Andere. Demnach haben sich natürlich auch die (vor allem lokalen) Medien da ordentlich draufgestürzt. Allerdings hatte ich ein unheimlich positives Feedback. Mir kam es fast so vor, als habe man genau auf so etwas gewartet.
Sind das eigentlich alles Einzelstücke?
Momentan sind das tatsächlich alles noch Einzelstücke. Ich bin jetzt ca. bei Nr. 85 angelangt. Jeden gibts nur ein einziges Mal. Wenn ein Kunde unbedingt z.B. nochmal einen Karl Lagerfeld oder einen Graffitiwriter haben will, nehme ich diese Aufträge natürlich an. Allerdings werden diese definitiv nicht 100% identisch zu ihren „Kumpels“ sein, sondern vielleicht etwas anderes in der Hand haben oder eine andere Klamotte tragen. Öfters kommt es auch vor, dass Leute ein Abbild einer bestimmten Person haben wollen und dann sozusagen einen „personalisierten“ Räuchermann bekommen.
Was kommt 2015 hinzu, wie geht es weiter, was erwartet uns ab 28.11.2015, wenn das Projekt wieder startet?
Natürlich wollen wir nicht wieder exakt dasselbe machen, wie letztes Jahr. Aber wir wollen`s auch nicht übertreiben und schön auf dem Boden bleiben. Wir haben dieses Jahr eine eigene Location im Zentrum von Chemnitz für die Ausstellung gemietet – eine grosse leerstehende Ladenfläche. Dies bietet natürlich viele Möglichkeiten – schreit aber auch nach Herausforderung. Es werden ca. 30 neue Boys from the Wood gezeigt, einige andere Ausflüge in die erzgebirgische Volkskunst haben wir auch noch auf dem Zettel. Ebenso wurde nochmal die Merchandise-Maschine ein wenig angeworfen, denn nicht jeder auf der Ausstellung hat die Mittel, sich mal schnell einen der Kameraden unter den Nagel zu reissen. Zu viel will ich aber auch nicht verraten. Die Show läuft insgesamt 1 Woche bis zum 5.Dezember und wir hoffen, gute Gastgeber zu sein.
Gibt es eigentlich Reaktionen aus dem Erzgebirge, also da wo die traditionellen Räuchermännchen herkommen?
Ich denke, die gibt es. Allerdings wurde ich bis jetzt noch nicht als Gotteslästerer mit Heugabeln durch die Stadt getrieben und habe auch noch keinen Online-Shitstorm bekommen. Man muss bei der Sache aber auch eines bedenken: Ich bin Designer und KEIN Spielzeugmacher. Mein Bruder hat immer gesagt, ich hätte 10 linke Daumen, da ich handwerklich eigentlich nicht der Fitteste bin. Daher ist das Projekt auch eine ordentliche Herausforderung für mich und ich bin mir sicher, ein gelernter Spielzeugmacher aus Seiffen würde die Jungs nochmal „perfekter“ produzieren. Aber ich habe den Spass daran gefunden, repräsentiere das Erzgebirge und die Boys haben allesamt Charakter. Schau mer mal, was da noch geht…
www.boysfromthewood.com
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