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EIFFE FOR PRESIDENT – Ein Hamburger Projekt über Peter Ernst Eiffe (1941-1982)

Vielleicht haben einige unserer Leser, speziell aus Hamburg, den Namen Peter Ernst Eiffe (1941-1982) schonmal gelesen oder gehört. Ein Wikipedia Eintrag erklärt den Mann zum “ersten Graffitikünstler Deutschlands”. Zurückzuführen ist diese Geschichte auf den Sommer 1968: innerhalb weniger Wochen soll Eiffe die komplette Hansestadt mit schwarzem Filzstift Kritzeleien überzogen haben. Anfangs mit seinem Namen auf Kachelwänden im Bereich der Uni, später auf Briefkästen, Plakaten, Straßenschildern und in U-Bahnhöfen mit Sprüchen wie „Eiffe der Bär“, “Sei keine Pfeife, wähl Eiffe” oder “Kein Hammer, keine Sichel, nur Eiffes Hand auf Hamburgs Michel”.

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Der Mann legte nicht selten seine Visitenkarte dazu: „Peter-Ernst Eiffe, Wandsbeker Chaussee 305, 2000 Hamburg 22“ mitsamt Telefonnummer. Als ihm die Hamburger Hochbahn wegen Sachbeschädigung eine Rechnung über reichlich 1.000 Deutsche Mark schickte, stellte er eine Gegenrechnung in gleicher Höhe für seine Schreibereien aus.

Seine Graffitikarriere endete allerdings so schnell, wie sie begann. Im gleichen Jahr fuhr Eiffe mit seinem Fiat 600 – beschriftet mit „Freie Eiffe-Republik“ – mitten in die Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs und begann, die Kacheln mit „magischen Dreiecken“ zu verzieren. Eiffe wurde in Handschellen abgeführt und abends in die psychiatrische Klinik in Hamburg-Ochsenzoll eingeliefert. (Foto: Blick in sein Krankenzimmer, 1968)

eiffe-krankenzimmer

Einige Monate später wurde er wieder entlassen, erkrankte dann im Jahr 1970 an einer schweren Depression und wurde daraufhin in das psychiatrische Krankenhaus im Schleswig-Holsteinischen Rickling gebracht. Im Dezember 1982 flüchtete er von dort; seine Leiche wurde vier Monate später auf einer nahen Moorwiese entdeckt.

Eiffe ist zwar ein “Produkt” der 68er Bewegung, aber er war vollkommen anders als der Marsch durch die Institutionen, ein schräger Rebell eben. Der beim Bürgertum und im Boulevard genau so angeeckt ist, wie in der Subkultur. Vielleicht gibt dieses Statement am besten Aufschluss über sein Motiv und seine Gedanken:

“Wenn man sich die Freiheit nimmt, sein Unbewusstes unzensiert in Spruchform auf die Wirklichkeit wirken zu lassen, so kann das nur in der Hoffnung geschehen, dass dies als Protest gegen die als absurd erscheinende Welt des manipulierten Verstandes nachempfunden werden kann.”

Von Eiffe 1968 als Grusswort formuliert für das Buch “Eiffe for President – Frühling für Europa”.

hans-peter-eiffe

15 Jahre nach seinem Tod wurde an Eiffe mit einem Film erinnert, einer einstündigen Dokumentation mit dem Titel “Eiffe for president, alle Ampeln auf gelb.”, produziert von Christian Bau und Artur Dieckhoff. Jetzt soll der Streifen neu herausgebracht werden, begleitet von Veranstaltungen und einem Buch. Das Projekt hat gerade erst eine Crowdfunding Kampagne erfolgreich abgeschlossen. Das Blackstreets Magazine hat sich mit Christian Bau ausführlich in diesem Interview über Eiffe und den Film unterhalten. Hier der Trailer des Projekts:

“Unser großes Projekt besteht darin, ein Buch über EIFFE zu machen, aufwendig gestaltet, mit vielen Fotos, allen seinen Sprüchen, mit Texten von Jorinde Reznikoff, Karl Heinz Roth, Peter Schütt und Christoph Twickel. Der Film soll als DVD dem Buch beigelegt werden. Um den Preis für das Buch niedrig zu halten, haben wir uns für die crowdfunding Kampagne entschlossen.”

Wir sind sehr gespannt! Obgleich wir mit der ein oder anderen kulturellen Einordnung von Eiffe nicht ganz einverstanden sind. Denn, auch wenn die Filmemacher vom “legendären Vorreiter der Graffiti-Kunst” schreiben, war er das nie. Eiffe ist kein Vorreiter von dem was wir heute als Graffiti Writing bezeichnen. In Glasgow, Amsterdam, London, in ganz Europa gab es zur gleichen Zeit oder noch früher ähnliche, politisch motivierte Leute oder Gruppen, die in Städten ihre Botschaften hinterliessen. Mit teils sehr interessanten Geschichten, so wie dieser hier von Eiffe. Allerdings sollte man das immer korrekt einordnen und nicht in Verbindung mit Subkulturen bringen, die völlig anders verwurzelt sind.

Herausgegeben wird das Buch über Eiffe vom Verlag Assoziation A und soll im Mai 2019 erscheinen. Gleichzeitig ist der Release des Films geplant. Im Rahmen einer konzertierten Aktion mit einer Filmtournee durch ganz Deutschland.

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