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“Graffiti in Berlin – Die Linientreuen” – Ein TAGESSPIEGEL Artikel über CREAM

Es ist eher selten, das wir einen Artikel aus der Mainstream Presse erwähnen, so wie diesen hier von Sebastian Leber veröffentlicht am 21.01.2019 im Tagesspiegel. Der Artikel mit dem Titel “Graffiti in Berlin – Die Linientreuen” widmet sich CREAM, einem Writer der seit mehr als 25 Jahren malt:

“Kai zieht ein paar Mal im Monat los. Meistens im Dunkeln, gegen eins oder zwei, manchmal stellt er den Wecker auf vier. Und am nächsten Tag wird er mit seiner Analogkamera zurückkehren, um das Ergebnis seines Schaffens zu dokumentieren. Er weiß, dass sein Werk früher oder später verschwinden wird. Die Vergänglichkeit gehört beim Graffiti dazu, sagt Kai. Er spricht das Wort „Gräffiddi“ aus. Von allem, was er in den vergangenen 25 Jahren gemalt habe, existiere nur noch ein Bruchteil. Plus eben die Fotos.

Bilder seiner Arbeiten werden in Szenemagazinen abgedruckt, er hat mehrere Graffiti-Ausstellungen kuratiert. Wenn er übers Sprühen spricht, wird er schnell theoretisch. Da geht es um Referenzrahmen und Zitate, um Stadträume und Fremdzuschreibungen. Manchmal sagt er aber auch nur: „Es elektrisiert mich einfach.“ Graffiti sei ein Ventil für ihn, um angestaute Gefühle und Bedürfnisse rauszulassen. Oder auch: Graffiti ist das kleine Stückchen Punk, das ich brauche.

Wer sich von Kai durch Berlin führen lässt, sieht die Stadt mit anderen Augen. Entdeckt verborgene Ecken und Winkel, bemerkt Schriftzüge, an denen man bisher vorbeigelaufen ist. An der Prenzlauer Allee führt Kai einen kleinen Hügel hinauf, von hier hat man einen Blick auf die besprühte Rückwand eines Verwaltungsbaus. Das war BSOS, sagt Kai. Einer seiner Lieblingsmaler. Das Bild sei schon acht Jahre alt, aber immer noch ein Meisterwerk. „Die klare Linienführung, die Buchstaben dekonstruiert, erinnert mich an klassisches New-York-Writing.“ Den Abhang runter zu einem umgitterten Fußballplatz, hier war Kai neulich mit engen Freunden zugange. Es wurde eine lange Nacht. Erst waren sie unsicher, ob ein Anwohner sie vom Balkon aus gesehen hatte. Also weg. Nach einer Stunde trauten sie sich zurück, aber dann hat Nils ewig für sein Bild gebraucht, die anderen standen daneben und wunderten sich, Meike sagte: „Alter, ich mach dir das in zehn Minuten!“ Es half nichts, sagt Kai, Nils sei halt Perfektionist. Auf einer Brache in Heinersdorf.

Sein Pseudonym war nicht immer Cream. Am Anfang nannte er sich „Usie“, kam dann aber selbst bald drauf, dass Usie uncool klingt. Später war er eine Zeit lang esoterisch unterwegs, sprühte vorwiegend Vasen mit Augen drauf, ein altägyptisches Symbol für Leben. Am Ende entschied er sich für Cream, wie das Lied von der ersten Wu-Tang-Platte, einfach schöne Buchstaben, dachte er.

Weiter nach Prenzlauer Berg, ein kleiner Laden in der Gleimstraße. „Writers Corner Berlin“ steht an der Fassade. Drinnen hängen an zwei Wänden hunderte Dosen, sortiert nach Hersteller, Farbstufen und Deckkraft. Standardgröße 400 Milliliter für unter vier Euro. Früher, sagt Kai, gab es pro Anbieter sechs bis sieben Farben, er musste verschiedene übereinander sprühen, um einen bestimmten Ton zu bekommen. Heute gibt es feinste Abstufungen. Allein die Grüntöne: Apfelgrün, Linde, Klee, Mintgrün, Mentholgrün, Salatgrün, Wasabi, Grashüpfer, Farngrün, Grüner Tee, Sorbetgrün, Birne, Evil Olive, Moos, Kiwi Pastell. Seine Lieblingsfarbe? „Schockblau“, sagt Kai.”

Zum kompletten Artikel geht´s hier lang!

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