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MARTHA: A PICTURE STORY – Interview mit Martha Cooper und Selina Miles

Wer Martha Cooper ist müssen wir hoffentlich niemanden hier erklären, oder doch? Martha ist neben Henry Chalfant Co-Autorin des Subway Art Buches, das 1984 veröffentlicht wurde und bis heute einer der Meilensteine der Writing-Dokumentation darstellt. Neben Wild Style The Movie und Style Wars war das Buch maßgeblich für eine mediale Verbreitung von Graffiti in Europa verantwortlich. Martha Cooper dokumentiert seit jeher die Graffiti Bewegung, wie zuletzt mit dem Buch „One Week with 1UP“, für das die Fotografin die 1UP Crew eine Woche lang begleitete.

Viele kennen aber nur diese Seite von Martha Cooper, die Fotografin ist allerdings weitaus vielfältiger, was der kommende Dokumentarfilm MARTHA: A PICTURE STORY von Selina Miles zeigen möchte. Es gibt momentan noch keinen Trailer, nur einen Instagram der bereits seit einigen Wochen online ist, dazu das eine oder andere Gerücht und einen Release Termin im Rahmen des Tribeca Film Festivals im April.

Die Kollegen von Brooklyn Street Art haben sich mit Martha und Selina kurz über den Film unterhalten, dieses Interview mit einigen Stills aus dem Film findet ihr unten.

Martha, in Deiner persönlichen und beruflichen Vergangenheit ging es oft darum, Herausforderungen zu meistern und Barrieren zu überwinden. Gab es die im Rahmen des Films auch?

Martha Cooper: Wie die meisten Fotografen fühle ich mich hinter der Kamera natürlich wohler als davor, besonders beim Sprechen. Es war keine Überwindung aber nicht so einfach, dennoch habe ich mich sehr bemüht, gutes Material zu liefern.

Selina, was waren Deine Herausforderungen im Rahmen des Films?

Selina Miles: Die Produktion eines Dokumentarfilms ist eine sehr dynamische Aufgabe und erfordert eine Mischung aus technischen, sozialen und kreativen Fähigkeiten. Von einer Fotojournalistin wie Martha zu lernen, die über 50 Jahre Erfahrung hat, war wunderbar und sehr lehrreich. Ich bin ja aus dem Videobereich, habe angefangen indem ich mit Freunden Graffiti-Videos gedreht und Festivals dokumentierte, der DIY-Geist dieser beiden Kunstformen war ein echter Vorteil.

Nicht alle Regisseure wissen, wie man so etwas richtig dreht oder bearbeitet, dank dieser frühen Erfahrungen hatte ich mir bereits Wissen über die Disziplinen angeeignet. Einfach mal meine Kamera nehmen und zu drehen um meine eigenen kleinen Konzeptvideos zu bearbeiten, war sehr hilfreich, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Allerdings war es auch ein Traum, mit einem fantastischen Redakteur wie Simon Njoo arbeiten zu können und die Untersützung von Produzenten wie Jennifer Peedom zu haben, die diesen Film auf die nächste Stufe brachten.

Mit diesem neuen Dokumentarfilm werden wir sehr viel über eine vielfältige Fotografin erfahren, mit einer starken Verbindung zur Graffiti Bewegung – War das wichtig?

Martha Cooper: Ich werde oft als Graffiti, Street Art oder Hip-Hop-Fotograf bezeichnet, aber ich denke und handle nicht in diesen Kategorien. Ich möchte, dass die Menschen verstehen, dass der gemeinsame Nenner meiner Themenwahl die Kunst im Alltag ist. Ich suche immer nach Beispielen dafür, wie Menschen in ihrem Alltag kreativ sind. Graffiti ist nur eines von vielen verschiedenen Beispielen.

Selina, gab es einen speziellen Ansatz oder eine spezielle Formel, der Du gefolgt bist im Rahmen der Produktion? Besonders wenn man diese Geschichte für ein allgemeineres Publikum erzählt?

Selina Miles: Ich denke, das Interessante an dieser Geschichte ist vor allem, dass sie in einer Subkultur spielt und diese untersucht, eine Subkultur die von so vielen Menschen oft so missverstanden wird. Jeder hat Graffiti gesehen und hat eine Vorstellung davon, was es ist, aber ich denke immer noch, dass nur wenige Menschen wirklich verstehen, warum es existiert und woher es kommt. Es gibt sehr viele falsch erzählte Geschichten oder die sehr komplexe Idee übermäßig vereinfachen. Es war eine angenehme und interessante Herausforderung für mich, die Fakten und Regeln dieser Subkultur, wie ich sie sehe, zu nehmen und sie so darzustellen, dass jemand, der völlig neu in der Kultur ist, Marthas Geschichte verstehen und schätzen kann.

Martha, Deine Fotos zeigen sehr oft eine Zeit und einen Moment aber auch die atmosphärischere und kulturellere Energie der Straße. Was hat Dich in all den Jahren immer wieder dazu bewegt, das aufzugreifen und mit anderen zu teilen? Deine eigene Neugierde?

Martha Cooper: Nicht ganz. Wie ihr wisst, suche ich gerne nach Dingen und sammle sie. Fotografieren ist eine herausfordernde Aufgabe und ein gutes Foto zu machen ist die Belohnung. Die Art dessen, wonach ich suche, kann sich je nach Zeit und Ort ändern, aber im Allgemeinen ist die Welt durch die Linse für mich schlichtweg interessanter. Die Möglichkeit, etwas zu fotografieren, lässt mich meine Umgebung mit einem schärferen Auge betrachten als ohne Kamera.

Was kann eine jüngere Person von Martha Cooper lernen, wenn sie diesen Film sieht?

Selina Miles: Marty sagt oft, dass die Menschen heutzutage den Aufwand nicht mehr sehen, als Freelancer in früheren Jahrzehnten zu überleben war schwer, besonders als Frau und ich stimme völlig zu. Man hört das oft und es ist wahr, wir leben in einer Welt, die stark vernetzt ist und alle Rassen, Altersgruppen und Geschlechtern grundsätzlich akzeptiert. Allerdings wird es immer eine Grenze geben, und ich hoffe, dass junge Menschen, die Marthas Geschichte verfolgen, inspiriert werden, auf ihre Weise über diese Grenze hinauszugehen und nicht durch die Erwartungen von jemandem daran gehindert werden, wer oder was sie sein sollten. Und das mit einem Lächeln und einem Sinn für Humor!

Der Film MARTHA: A PICTURE STORY von Selina Miles wird am 24.April 2019 erstmals im Rahmen des Tribeca Film Festival gezeigt. Danach wird der Film auch in Europa und Deutschland zu sehen sein. Wir halten euch auf dem Laufenden! Hier noch einige Links zum Film, unter den ihr immer mal einige Updates findet:

Film Instagram: @marthathemovie
Martha Cooper Instagram: @marthacoopergram
Selina Miles Instagram: @selinamiles
Fotos: MARTHA: A PICTURE STORY Movie Stills
Interview: BSA

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