Mitte November kam es in Spanien zu einer beispiellosen Aktion der Polizei. Nach aufwendigen Ermittlungen wurden 99 Personen aus der Graffiti-Szene festgenommen. Diese sollen für einen Sachschaden im zweistelligen Millionenbereich verantwortlich sein.
So passiert in verschiedenen spanischen Städten, in einer groß angelegten Aktion die wahrscheinlich lange vorbereitet wurde. Die Festgenommenen sollen für mehr als 1000 Graffiti auf Zügen des Staatsunternehmens “Renfe“ – oder Waggons der „Metro Barcelona“ verantwortlich sein. Hierbei sollen die Beschuldigten einen Schaden in Höhe von gigantischen 22 Millionen Euro verursacht haben.
Die Polizei hat vor einigen Tagen über das Ergebnis dieser Operation berichtet, die in zwei Phasen durchgeführt wurde. Die Ermittlungen begannen bereits vor mehr als einem Jahr, im September 2019. Angeblich als Folge von Aussagen mehrerer Graffiti-Künstler, die bei früheren Gelegenheiten verhaftet worden waren. Diese hatten – laut spanischen Behörden – “die Leichtigkeit und angebliche Straflosigkeit, mit der in Katalonien gemalt werden konnte”, betont.
In der Tat bestätigte die Polizei, dass in den Jahren 2017, 2018 und 2019, 48% der Graffiti-Delikte in ganz Spanien aus Katalonien stammten. Das staatliche Eisenbahnunternehmen „Renfe“ zeigte in diesem Zeitraum 4.981 Vorfälle mit Graffiti bei der Polizei an. Von „Metro Barcelona“ wurden im selben Zeitraum, 1.850 Fälle zur Anzeige gebracht. Insgesamt also 6.741 Strafverfahren in 31 verschiedenen Gerichtsbezirken Kataloniens. Nach offiziellen Angaben gelang es der „Mobilen Brigade-Polizei im Transportwesen“, 602 von „Renfe“ und 438 von „Metro Barcelona“ gemeldete Vorfälle aufzuklären und 90 Verdächtige zu identifizieren.
Infolgedessen kam es in der ersten Phase zur Festnahme von 51 Personen an verschiedenen Orten, etwa in Madrid, Kastilien-León, Kastilien-La Mancha, Asturien, dem Baskenland, Aragonien, der Autonomen Gemeinschaft Valencia und Andalusien. In der zweiten Phase wurden in einer gemeinsamen Ermittlungsaktion weitere 48 mutmaßliche Täter festgenommen. Die Beschuldigten hatten ihren Wohnsitz in den Provinzen Barcelona, Tarragona und Girona. Ein Tatverdächtiger reiste wohl regelmäßig aus Mailand nach Barcelona – er wurde am Flughafen festgenommen.
Wie die Polizei den Verdächtigen auf die Spur kam, wurde nicht an die Öffentlichkeit getragen. Auch welche Strafen den einzelnen Sprühern drohen, wurde bisher nicht bekannt. Laut spanischen Strafverfolgungsbehörden sind die Ermittlungen allerdings noch nicht abgeschlossen und weitere Festnahmen nicht ausgeschlossen.
Es bleibt abzuwarten was dieser harte Schlag gegen die Graffiti-Szene in Spanien und vor allem in Barcelona bedeuten wird. Namen von Sprühern, die angeblich verhaftet wurden, wurden von der spanischen Polizei nicht kommuniziert.
Das Thema wird wahrscheinlich kommende Woche im nächsten SUPERGAU Podcast Erwähnung finden, wo es bestimmt auch um die Frage gehen wird, wie so eine Schadenssumme zusammenkommen kann, welche Tragweite das hat und ob so etwas in Deutschland auch möglich ist.
Artikel: Tim / ILOVEGRAFFITI.DE
Foto: Leonoticias