Archiv

Street-Graffiti in KÖLN – Ein Interview mit SHOTA, OSEL & NOCHE


Wer regelmäßig einen Blick auf die Kölner-Graffitiszene wirft, dem wird aufgefallen sein, dass Street-Graffiti und Throw-Ups eine große Rolle im Stadtbild spielen. 
Drei umtriebige Akteure dieser Art des Sprühsports sind: SHOTA, OSEL und NOCHE. Wir hatten die Chance mit dem Trio zu sprechen und mehr über ihre Einstellung zu Graffiti zu erfahren. 
Außerdem haben wir über die Kölner-Szene gesprochen und versucht zu ergründen was das Besondere am Graffiti der Domstadt ist.

Viel Spaß beim Lesen.


Hallo Jungs, stellt euch bitte kurz vor. 
Was malt ihr und wie lange schon?

OSEL: Ich male OSEL, seit 2011. Und LC, HOBOS und DIBS-Crew.
SHOTA: Ich male seit zweieinhalb Jahren SHOTA. Seit einem Jahr jetzt in Köln. BRK-Crew und LC-Crew.
NOCHE: Ich male NOCHE, seit 2017. Crews sind ZWO und LC.


Seid ihr eigentlich gebürtige Kölner oder zugezogen?

SHOTA: Wir sind alle Drei zugezogen.


Wie seid ihr eingestiegen bzw wie hat alles bei euch angefangen mit Graffiti?

OSEL: Bisschen zu viel Rap gehört wahrscheinlich, keine Ahnung. 
Immer Hip-Hop und immer viel gezeichnet.
NOCHE: Immer viel auf Dinge gezeichnet die einem nicht gehören. (Gelächter)
SHOTA: Ich habe angefangen rumzuschmieren da war ich 13 oder so, keine Ahnung was mich damals motiviert hat. 
Aber halt immer schon das Hip-Hop-Ding. 
Und jetzt zuletzt, als ich vor zwei Jahren richtig angefangen habe, war es eigentlich aus Langeweile.


Hattet ihr, wenn ihr zurückdenkt, Vorbilder oder Heroes?

OSEL: King DEBIL.
SHOTA: Da wo ich herkomme gabs früher die ABCP-Crew und BFDM-Crew. Ich bin mir nicht sicher, die haben glaube ich nicht direkt bei mir in der Stadt gewohnt, aber die hatten an der Autobahn richtig fette Chrom-Blockbuster unter den ganzen Brücken. 
Das war eigentlich damals so der Flavour der geil war. 
Und jetzt seit 2018 auf jeden Fall EACHER (IAC-Crew, SOX-Crew) und POOR (RAC-Crew).
NOCHE: Bei mir KEGR auf jeden Fall.

Wie habt ihr euch kennengelernt, wie kam es zu der Connection?

OSEL: Plattenladen Köln – bestes Leben.
SHOTA: OSEL und ich haben uns zum ersten Mal gesehen im Plattenladen in der Südstadt, aber richtig kennengelernt an der Großmarkt-Hall, über den NURSO (DIBS). 
Den kannte ich vorher schon. 
Und dann waren wir relativ knackig danach auch direkt zusammen unterwegs.
NOCHE: Zuerst habe ich OSEL kennengelernt. Das kam über ein WG-Casting auf Instagram. (Gelächter)
OSEL: Komplett random.
NOCHE: Ja und dann über OSEL auch direkt SHOTA kennengelernt. 
Der Vibe war von Anfang an cool bei uns Dreien.
SHOTA: NOCHE und ich waren das erste Mal zusammen unterwegs, da kannten wir uns noch gar nicht. 
OSEL hatte uns per Instagram connected und wir hatten vielleicht drei Nachrichten ausgetauscht und haben uns dann sofort verabredet.
Am Hansaring getroffen und dann in der ersten Nacht direkt einige stabile Spots weggeknallt.


Wie würdet ihr die aktuelle Kölner-Graffitiszene beschreiben?

OSEL: Viele gute Leute am Start, sehr aktiv auch gerade würde ich sagen. Finde ich gut. 
Viel Straßenzeugs auch definitiv. 
Ich hatte noch keinen richtigen Beef, was ich auch gut finde. 
Weil da, wo ich herkomme, gab es immer viel Beef in der Szene – Abfuck. Bisher habe ich nur gute Erfahrungen gemacht in Köln.
SHOTA: Es wird, in meinen Augen, zu wenig Straße gebombt. (Gelächter) 
Also es wird schon viel gebombt, auch Autobahn und S-Bahn und hast du nicht gesehen, aber ich finde es könnte wirklich noch mehr gehen. 
Mehr dirty-dreckig. 
Über den Wandel in der Stadt, oder was sich so verändert hat, kann ich als Zugezogener natürlich nicht viel sagen. 
Man merkt aber, dass die Stadt nicht eingeschlafen ist was Styles angeht. 
Man merkt das immer wieder neue Leute und neue Styles nachkommen.
OSEL: Und super vernetzt die Stadt finde ich. 
Also Connections in die ganze Welt, so dass immer wieder Leute herkommen zum Malen oder Kölner irgendwo in der Welt unterwegs sind und da malen.
SHOTA: Köln ist halt die Metropole in NRW. 
Und NRW ist das Ballungszentrum in Deutschland.
NOCHE: Und weil es viele korrekte Leute gibt, wird auch viel untereinander connected.

Was unterscheidet Köln, eurer Meinung nach, von anderen Städten bzw. Szenen?

NOCHE: Viele entspannte Maler.
OSEL: Kölsche Frohnatur.
SHOTA: Ja, nicht so eine verschlossene Gesellschaft. Wenn man kein Otto ist, wird man auch schnell Anschluss finden. 
Klar gibt es auch Gossip, aber keine wirklich krassen Streitereien oder Auseinandersetzungen. 
Das sieht in vielen Städten bestimmt anders aus.

Worauf liegt das Hauptaugenmerk eures Schaffens?

OSEL: Schon Style-Entwicklung würde ich sagen, aber ich glaube die kommt halt beim Machen. 
Also machen ist mein Ding. Machen und unterwegs sein. 
Und mit verschiedenen Leuten connecten finde ich auch immer nice.
SHOTA: Bei mir Spaß auf jeden Fall. (Gelächter) 
Ich versuche schon Bilder zu malen die mir gefallen, aber ich würde Quantität als sehr wichtig einstufen. 
Quantität ist nicht zu unterschätzen. 
Und geile Stellen sind wichtig. 
Und halt das Ganze auf der Straße machen und nicht im Internet.
NOCHE: Ich würde auch eher Quantität als Style-Entwicklung sagen. 
Und ansonsten einfach rumcreepen und dreckige Outlines malen. 
Einfach machen, worauf man Bock hat.
SHOTA: Also ich weiß auf jeden Fall, dass ich Graffiti male, was beim Großteil der Szene nicht den super Anklang findet, vom Sytle her. 
Dem bin ich mir sehr bewusst, ist mir aber auch völlig egal. 
Ich male nur so, dass es mir gefällt.
Ich bin mit den Leuten in der Szene, obwohl ich noch nicht so lange hier wohne, relativ gut connected und würde auch sagen, dass viele meine Homies sind. 
Aber am Ende wäre es mir völlig egal ob das gefeiert wird was ich mache, oder nicht.


Was ist euch an Graffiti besonders wichtig?

OSEL: Ja wie gesagt, unterwegs sein definitiv. 
Und ich finde es auch sehr geil, wenn Sachen von mir lange stehen bleiben. Da freue ich mich immer drüber. 
Also wenn ich Köln irgendwann mal verlassen sollte und würde dann wiederkommen und immer noch Bilder von mir sehen – das finde ich super nice. 
Ich mache bestimmt auch viele Sachen die schnell wieder weggeputzt werden, aber trotzdem ist das was, was ich an Graffiti schon immer gut fand.
NOCHE: Das ist echt eine schöne Sache. Auch zu sehen, dass Kollegen irgendwo waren. Tags zu sehen und so weiter.
SHOTA: Mir ist es auch wichtig die Stadt zu kennen, einfach in jeder Ecke schon mal gewesen zu sein. 
Ich kenne Leute, die hier geboren sind und sich kaum auskennen. 
Wohingegen ich erst seit einem Jahr in Köln bin und das Gefühl habe jede einzelne Straße zu kennen.
NOCHE: Du kennst aber auch echt jede Straße mit Namen. (Lacht)
SHOTA: Ich komme ja vom Skaten und da war es mir auch schon immer wichtig viel unterwegs zu sein und die Stadt umzukrempeln.
Das macht mir einfach Bock und es macht ja Sinn dann noch seinen Namen überall hinzuschreiben. (Gelächter)


Habt ihr Ziele die ihr mit dem Sprühen verbindet?

OSEL: All Cityyy (Gelächter).
SHOTA: Kling vielleicht kitschig, aber All City finde ich schon wirklich anstrebenswert. Zumindest in jedem Stadtteil zwei T-Ups stehen zu haben oder so. 
Auch wenn die irgendwann geputzt werden, aber überall mal was stehen gehabt zu haben.
OSEL: Ich habe noch vor, wenn das wieder klargeht, viel zu reisen mit Graffiti. Was im Moment leider nicht so aussieht, aber wenn das wieder klargeht, dann direkt. 
Ich bin zwar auch schon gut rumgekommen mit Graffiti, aber im Moment fehlt das halt total, weshalb ich super Bock darauf habe. 
Und nicht gebusted werden wäre auch gut!
NOCHE: Möglichst wenig Strafe zahlen, das ist ein gutes Ziel.
SHOTA: Ich habe echt schon viele korrekte Leute durch Graffiti kennengelernt und das darf auch gerne so weitergehen.

Wie empfindet ihr es aktuell bei den ganzen Corona-Maßnahmen draußen unterwegs zu sein um zu malen?

SHOTA: Die Corona-Maßnahmen haben ihre Vor- und Nachteile. 
Man könnte denken es wäre das Paradies für jeden Sprüher, weil Bars und Clubs geschlossen sind und nachts kaum jemand unterwegs ist. Aber ich persönlich finde das Ganze ziemlich gruselig und beim ersten Lookdown habe ich erstmal zwei Wochen den Ball flach gehalten. 
Ich finde die extreme Stille unangenehm und man fällt viel mehr auf, besonders in der Gruppe. 
Andererseits gehen aktuell natürlich viele Spots klar, die unter normalen Umständen nicht klargehen, weil sie zu belebt sind.
Ich für meinen Teil würde mir aber zum bomben wieder das „normale“ Köln zurückwünschen.


Könnt ihr etwas zu den Videoproduktionen aus Köln erzählen, die wir regelmäßig auch bei uns auf ilovegraffiti.de teilen?

OSEL: „Tothrowup“ auf jeden Fall King. 
Sehr supportenswerter Channel, gute Leute die dahinterstehen.
NOCHE: Ja man, auf jeden Fall wichtig sich die Videos anzusehen. 
Baba-Beats auch immer mit dabei.
SHOTA: Es gibt einige gute Sachen aus Köln. 
Die „Leerfahrt“ Videos oder „Traffic Cartel“ von den HACF-Jungs. 
Und natürlich die „Tothrowup“ Sachen, wo wir ja auch schon zu sehen waren. 
Was meine persönlichen Sachen, in denen ich bisher zusehen war angeht, kamen die lustigerweise immer voll spontan zustande. 
Also da war nie großartig was vorher geplant. 
Was ich nice finde. 
Und ich will nicht zu viel verraten, aber in näherer Zukunft kommen auf jeden Fall einige neue fette Videos aus Köln, von namhaften Akteuren der Szene. Heiße Scheiße.

Was kann man in Zukunft von Euch und aus Köln generell erwarten – wer geht richtig steil?

SHOTA: Von uns kann man im Grunde das erwarten, was man auch schon von uns gewohnt ist, aber jetzt mehr im Kollektiv als LC-Crew.
OSEL: Und ansonsten werden auch weiterhin Die abgehen, die es auch aktuell schon tun. Da gibt es einige in Köln, die großen Namen sind ja bekannt.


Abschließende Worte oder Shout Outs?

OSEL: Yo, ich grüße die HOBOS und die DIBS-Crew. Und meine Family.
NOCHE: Grüße an Alle aus der ZWO-Crew, Alle NLF-Leute, Grüße in die 080, Grüße an Luna und an Ink.asso.
SHOTA: Grüße an Nash (Alle grüßen Nash im Kollektiv), die PL-Gang, Babak vom Dedicated und an Mo.

Cool, dann sind wir durch Jungs. Vielen Dank für eure Zeit.

ALLE: Danke dir

Interview: TIM / ilovegraffiti.de

Bitte anmelden um zu kommentieren
  Subscribe  
Notify of