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SPOTLIGHT – SHIZO – ATB CREW – Enjoy Your Life [INTERVIEW]

Es gibt Menschen die wir gern bei uns im Podcast hätten, die das aber aus diversen Gründen nicht machen können. Einer davon ist SHIZO von der ATB CREW. Ein vielfältiger Graffitisprüher mit hohem Output und schönen Styles. Um euch die zu zeigen, haben wir trotzdem ein kurzes Q&A mit SHIZO gemacht und von ihm einen dicken Stapel Fotos und einige Videoaufnahmen zusammenstellen lassen. Trains, Zuglinie und legale Wände. Hier also unser Smalltalk mit SHIZO, ein dreiminütiges Spotting Video und eine Fotogalerie!

Moin, wie geht’s Dir?

Klasse, endlich wieder ohne Maske zum Bäcker 🙂

Klassiker Frage zum Einstieg: wann hast Du mit Graffiti angefangen und vielleicht weisst Du auch noch wie und warum?

Das weiss ich alles noch ganz genau. Mein Bruder hat immer die Cover von Tapes oder die Deckblätter seiner Berufsschulhefter gestaltet. Das hat mich schon damals mega beeindruckt, so wie alles was der grosse Bruder eben so macht. Später hatte er mit ein paar Freunden mit Graffiti angefangen. Das war so 1994 denke ich. Wir gründeten dann mit gleichaltrigen Freunden – die Graffiti auch cool fanden – unsere eigene erste Crew, die TMB, The Magic oder Mad Boys. Weil die Älteren uns nur belächelten. Denen wollten wir es beweisen. Und dann ging es super hässlich los, Toys halt, Colli-Marker und Co, Schuhcreme waren unsere ersten Werkzeuge. Gesprüht wurde dann ab 1995

Du hast irgendwann angefangen, unter dem Namen SHIZO zu malen. Sind es die Buchstaben oder steckt hinter der Wahl des Names mehr?

Leider musste ich aus taktischen Gründen irgendwann den Namen wechseln. Mitten in einem Verfahren gegen mich konnte ich die Füße nicht still halten. Das war voll die schizophrene Situation, damit lag der Name dann auf der Hand. Mir war bewusst, dass es im südlichen Westen jemanden gibt der oder die den Namen schon benutzt. Ich gab dem oder der zwei Jahre Zeit ein Veto einzulegen. Da kam dann nix, also war es dann besiegelt. Ich bin Shizo aus Ostdeutschland, er/sie aus Westdeutschland.

Deine Buchstaben und der Style erinnert sehr an das Graffiti der Neunziger Jahre, wild und schwungvoll. Du malst anders als viele Deiner Crew Kollegen und Freunde. Wo kam anfangs Deine Inspiration her?

Anfangs natürlich aus dem Umfeld meines Bruders.Später als man mal ein Magazin in die Hände bekam oder die Backspin im Zeitungsladen lag, konnte man dann sehen was abgeht, uns war schnell klar oha, wir sind immer noch Toys. Zeitgleich hörte ich bzw wir die TOO STRONG Alben, King ATOM und seine damalige Rap Bande. Das war die Musik die tief ins Blut hinein lief, Tracks wie FAHREN WIE AUF SCHIENEN, und das taten wir dann auch. Ich war damals richtiger Fan von CANTWO. Feier ich auch heute noch.

Du malst schon eine sehr lange Zeit, welche Motivationen treiben Dich immer wieder raus? Gibt es die Motivationen überhaupt oder ist das mittlerweile fester Bestandteil Deines Lebens?

Motivation war immer da. Ich bin ja ein Kind des Mauerfalls, und die Neunziger im Osten waren verdammt hart als 13-15jähriger. Ich wollte damals lieber was mit Kunst probieren als kriminell oder drogensüchtig zu werden. Das war die Motivation. Lieber Sprühdosen klauen als Videorecorder, das war letztendlich eine klare Entscheidung, und ist heute ein fester Bestandteil meines Lebens.

Du gehörst einer mittlerweile sehr kleinen Gruppe von Graffitisprüher*innen an, die Social Media gar nicht nutzen, warum?

Ja und das ist auch gut so. Angeben wollen alle, aber dieWahrheit verträgt kaum jemand. Negative Kommentare werden gelöscht. Für manche macht ja der Tag gar keinen Sinn, wenn sie nicht morgens beim kacken ihre 120-1000 Likes sehen.

Du hast uns hier eine sehr schöne Auswahl an Fotos bereitgestellt, nach welchen Kriterien hast Du die erstellt? Wir wissen ja dass du sehr viel gemalt hast in den letzten Jahren. War bestimmt nicht einfach mal einige Favoriten zu picken oder?

Die Abwechslung war mir wichtig, da ich kein Stempelmaler bin. Alle Bereiche waren wichtig, da ich nicht von mir behaupte ein klassischer Trainwriter zu sein. Ich bin ein Allrounder und Graffiti begeistert mich in allen Bereichen und das soll man so auch sehen können. Trains und Street bleiben natürlich immer das realste für mich.

Gibt es eine Story zu einem der Fotos, die Du mit uns teilen kannst?

Es gibt viele aber vielleicht die des ENJOY YOUR LIFE End2Ends in Wien. Ich habe mich dort mit OHEY getroffen. Das Ziel war mit dem Zug weiter nach Bratislava zu fahren, zur Film Premiere von SHOW MUST GO ON 4. Wir haben dort in der Nähe der Location ein paar Sachen in den Straßen gemacht, einen Tag später kamen dann mehrere SCH Crew Mitglieder aus dem Osten angereist, die haben auf dem Weg zum Hostel unsere Tags gesehen, wir haben uns getroffen und sind zusammen zur Filmpremiere.

Nach dem Film haben wir dann zusammen noch Kisten gemalt, im legendären Mountain Yard. Ich war schon stark angetrunken, der Abend bzw die Nacht war echt nice. Am nächsten Tag dann die ganze Rasselbande von Bratislava mit dem Zug zurück nach Wien. Dort ging die Party natürlich weiter, auch wieder eine Videopremiere, vor der Party ist dann die U-Bahn enstanden. Ich wollte mit OHEY eigentlich einen Konzept End2End machen. Die Idee mit dem ENJOY YOUR LIFE hatte ich schon länger und OHEY hat das auch mega gefeiert. Beim Rangehen fragte mich OHEY dann: wollen wir das heute hier spontan machen? Nach kurzer Überlegung ging ich auf den Vorschlag ein. BREE hat´s klargemacht den Schlüssel zu besorgen, draussen mit EPIK gecheckt, Danke dafür Jungs! Ohne euch und OHEY gäbe es das Foto nicht. Die restlichen Klassenkameraden waren alle mit im Tunnel. Die Checker waren voll angepisst, weil wir zeitlich hart überzogen hatten. Scheiss drauf, gut Ding will Weile haben, wir hatten unseren Spass.

Einige Tage später sind wir wieder im gleichen Spot gelandet, noch vorm Malen sind wir den Arbeitern direkt in die Arme gelaufen, die haben aber schnell mitbekommen dass uns das nicht wirklich beeindruckt, worauf wir den Verdacht hatten, die haben eher Angst vor uns. Nach einem kurzen Talk mit denen gingen wir ganz friedlich ohne Geschrei und ohne Anrufe.

Du bist sehr viel unterwegs, in Deutschland und Europa. Wo gefällt es Dir am besten?

Es kann überall schön sein. Wichtiger sind die Leute. Den meisten Spass hatte ich in Mannheim, Hannover, Berlin, Wien, Catania und natürlich Heidelberg! Martin Stieber von den STIEBER TWINS zu treffen, war mir eine krasse Ehre. Aber Respekt und Grüße gehen auch an die lokalen Matadore EYMAN, ausserdem MR.TOM, VIER und natürlich KIOSK (Ruhe in Frieden).

Danke für Deine Zeit, die Fotos, Videos und das kurze Interview! Bis in 20 Jahren dann im Podcast 😉

Podcast in 20 Jahren?…wenn ich noch lebe dann ja.

Wirst Du! Alles Gute!

Danke, euch auch!

Für euch da draussen haben wir hier unten eine große Foto Auswahl mit Trains und Wänden von SHIZO vorbereitet, viel Spass!

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