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CUNTS CREW – Graffiti auf Güterzügen in Süddeutschland [FREIGHTS]

Vielleicht ist euch in den letzten Jahren aufgefallen, dass sich Graffiti auf Güterzügen zu einer ernstzunehmenden Alternative zum traditionellen Trainwriting entwickelt hat. Besonders in Regionen ohne U-und S-Bahn System verlegten sich die Writer nicht nur auf die Straße, sondern auch auf anderes „rollendes Material“, da die verschiedenen Arten von Güterwagen (Güterwagen, Tankwagen, Hoppers, Gondeln, Autoracks uvm) interessante Oberflächen für die Bemalung boten. Frühe Freight Graffiti Pionier*innen in New York und Philadelphia waren neben TRACY168 oder PNUT auch SUROC und BRAZE Vorreiter.

So entstand etwas später in Europa eine subkulturelle Strömung innerhalb der Graffiti Bewegung, mit unzähligen Güterwagen auf den Schienen gibt es auch in Deutschland einen endlosen Vorrat, auf dem gemalt werden kann. Da Güterzüge oft über Grenzen hinweg fahren und eine große Reichweite haben, bemerken immer mehr Writer dass Panels oder Wholecars auf Güterzügen weit transportiert werden können. Nicht selten sieht man in Skandinavien Pieces, die in Südeuropa gemalt wurden. In Berlin fahren Panels auf Güterzügen, die in Bayern besprüht wurden.

Allerdings entstand diese Form des Writings auf Güterzügen bereits weit vor der New Yorker Subway Art Bewegung. Moniker, auch bekannt als Hobo- oder Boxcar-Art, sind eine Form des Schreibens auf Güterzügen, die dem modernen Graffiti vorausgeht. Die üblicherweise mit Kreide oder Ölkreide geschriebenen Moniker wurden erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Bahnarbeitern und Landstreichern in den USA verwendet, die „auf der Schiene“ unterwegs waren. Trainhopper kritzelten einen so genannten „Hobo-Code“ – kodierte Zeichen, Symbole oder Piktogramme – auf Güterzüge, Bäume, Zaunpfähle, Brücken und andere schienengebundene Infrastrukturen, um Botschaften und Warnungen über bestimmte Orte zu übermitteln. Zeitgenössische Graffiti-Writer und die Anarchopunks, die auch heute noch auf Güterzügen unterwegs sind, haben die historische Subkultur der Moniker aufgegriffen und ins 21. Jahrhundert getragen.Neben den größeren, farbigen Graffiti-Produktionen, die man auf Güterwagen findet, sieht man oft auch eine Vielzahl kleinerer, symbolbasierter Moniker und Tags.

Heute gibt es sehr viele Graffiti-Writer, die sich auf das Bemalen von Güterzügen spezialisiert haben, aber es gibt auch Überschneidungen mit der allgemeinen Graffiti-Szene. Die Zugänglichkeit zu Güterzügen ist landesweit aber unterschiedlich. In entlegeneren Gegenden sind Güterzug-Graffiti sozusagen das einzige Graffiti in der Stadt. Im Grunde ist es also eine Frage der Gelegenheit: Wenn man Zugang, Zeit und Farbe hat, fällt es dem traditionellen Graffiti Writer schwer, der Verlockung zu widerstehen, Stahl zu bemalen.

Ausserdem bietet natürlich die bereits erwähnte hohe Reichweite einen hohen Reiz, denn letztendlich ergänzt es die New Yorker Subway Art Idee, ohne Freight Graffiti dabei gleichzusetzen.

Auch im Freight Graffiti spezialisieren und fokussieren sich Writer auf bestimmte Modelle. Das hat mehrere Gründe, jede Region bietet spezielle Möglichkeiten. Die gelben geschlossenen Hccrrs-Waggons von ARS Altmann erfreuen sich beispielsweise in Süddeutschland hoher Beliebtheit. So auch bei der CUNTS CREW, die wir kürzlich begleiten durften und eine Auswahl an bemalten Güterzügen mitgebracht und unten in eine Foto-Galerie geladen haben.

Wer sich darüber hinaus für Freight Graffiti interessiert, kann sich mal hier bei uns im Archiv umschauen, in den sozialen Medien entsprechend Hashtags abonnieren (bspw #freightgraffiti/#graffitionfreights), sich diverse interessante gedruckte Publikationen bestellen. (bspw das aktuelle zweite Cargokult Buch NORDWESTBHF bei hitzerot.com bestellen) oder in dieses Freight Train Graffiti Feature bei den Freunden von Beyond the Streets aus den USA reinklicken.

Auch hier auf ilovegraffiti.de erscheinen in unregelmäßigen Abständen Beiträge zu diesem Thema, zuletzt der 45minütige Kurzfilm ‘Grabben I Yarden Brevid’ aus Schweden.

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